Risikofaktor Entzündung

Kann aus einer Divertikulitis Krebs werden?

Zwischen Divertikulitis und Kolonkarzinoms scheint ein Zusammenhang zu bestehen. Er ist wohl nicht allein auf häufigeres Koloskopieren zurückzuführen.

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KOPENHAGEN. Entzündungen können nach heutigem Wissen Krebs begünstigen - möglicherweise auch bei Patienten mit Divertikulitis. Laut einer dänischen Studie haben sie ein etwa doppelt so hohes Darmkrebs-Risiko wie Gesunde.

Die Studie stützt sich auf landesweite Registerdaten, die zwischen 1995 und 2012 erhoben wurden. 40.496 Divertikulitis-Patienten wurden jeweils zehn dänische Bürger gleichen Alters und Geschlechts ohne Divertikulitis gegenübergestellt. Eine Darmkrebsdiagnose erhielten 4,3 Prozent der Patienten und 2,3 Prozent der Kontrollen. Die Inzidenzen betrugen 27,3 und 14,6 pro 10.000 Jahre, entsprechend einer um 86 Prozent höheren Inzidenz bei Divertikulitis (Ann Surg 2016; online 17. Mai). Die signifikante Zunahme der Krebshäufigkeit wurde nach der Adjustierung für andere Einflüsse, etwa CED, bestätigt (Odds Ratio 2,2).

Bei 61 Prozent der Patienten mit Divertikulitis und Darmkrebs war der Krebs erst nach der entzündlichen Dickdarmerkrankung, bei 5 Prozent waren beide Krankheiten gleichzeitig festgestellt worden. Die übrigen hatten zuerst die Diagnose Darmkrebs erhalten. Bei 57 Prozent der Patienten wurden beide Diagnosen innerhalb eines Jahres gestellt. Patienten, bei denen der Krebs der Divertikulitis vorangegangen war, wurden in den weiteren Analysen nicht berücksichtigt.Entsprechend den dänischen Empfehlungen waren mehr Patienten mit als ohne Divertikulitis koloskopisch nachuntersucht worden (57 vs. 10 Prozent). Das erwies sich aber nicht als hinreichende Erklärung für die höhere Rate von Krebsfällen: Bei koloskopierten Patienten war Krebs sogar dreimal häufiger bei Personen ohne Divertikulitis. Umgekehrt hatten in der Gruppe ohne Koloskopie die Divertikulitis-Patienten ein doppelt so hohes Krebsrisiko wie Kontrollpersonen. Die Behandlung der Divertikulitis wirkte sich ebenfalls auf die Krebsrate aus: Patienten, bei denen der betroffene Darmabschnitt reseziert worden war, bekamen seltener Krebs als Patienten ohne Op (1,9 vs. 3,0 Prozent)- möglicherweise weil durch die Op auch präkanzeröse Läsionen entfernt wurden.

Die Studienautoren um Laura Mortensen von der Uni Kopenhagen sehen "eine enge Assoziation" zwischen Divertikulitis und Darmkrebs. Sie empfehlen nach ausgeheilter Divertikulitis eine gründliche endoskopische Überwachung, "möglicherweise mit einer ähnlichen Nachbeobachtung wie bei Kolonadenomen". (bs)

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Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 29.08.201620:13 Uhr

"... wohl nicht allein auf häufigeres Koloskopieren zurückzuführen"

stammt sicher nicht aus Kopenhagen,
sondern eher von dieser genialen arztfreundlichen internationalen Bertelsmann-Stiftung.

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