Ehemann von Infizierten
Klage wegen Ebola-Pannen angekündigt
Nigeria ist wohl frei von Ebola. In den USA dagegen gab es nach zwei Infektionen in Texas heftige Kritik. Auch ein deutscher Infektionsmediziner wies auf Mängel bei den Schutzvorkehrungen in Spanien und den USA hin. Der Ehemann einer infizierten Krankenschwester will jetzt klagen.
Veröffentlicht:GENF. Die WHO hat den Ebola-Ausbruch in Nigeria offiziell für beendet erklärt. "Das ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Ebola eingedämmt werden kann", erklärte die Organisation in Genf. Dennoch sei das Land weiter gefährdet, solange die Krankheit in der Region fortbestehe, und man bleibe in Alarmbereitschaft.
In Nigeria hatte es 20 Erkrankte gegeben, acht starben. Ein Ebola-Ausbruch gilt nach den WHO-Richtlinien als beendet, wenn 42 Tage lang - die doppelte maximale Inkubationszeit - kein Fall aufgetreten ist. Vorigen Freitag war Senegal für ebolafrei erklärt worden. Dort hatte es eine Infektion gegeben, die der Erkrankte überlebte.
Vor ihrem Einsatz im Ebola-Krisengebiet hat die Bundeswehr mit der Schulung freiwilliger Helfer begonnen. 15 Teilnehmer des einwöchigen Lehrgangs in einer Kaserne in Appen bei Hamburg - vor allem Ärzte, Pfleger und Laborpersonal - waren dem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gefolgt. Der Ebola-Einsatz startet voraussichtlich Mitte November in Liberia.
Spanier verklagt die Behörden
Der Ehemann der spanischen Ebola-Patientin will die Behörden verklagen. "Ich werde vor Gericht beweisen, dass die Bewältigung der Ebola-Krise ein großes Pfuschwerk war", kündigte der Mann auf einem Video an, das eine Sprecherin der Familie der Madrider Presse übergab.
Die Pflegehelferin hatte sich bei der Behandlung eines Ebola-Kranken, der aus Westafrika nach Spanien ausgeflogen worden war, mit dem Virus angesteckt. Einzelne Politiker hatten indirekt der 44-Jährigen eine Mitschuld gegeben bei dieser ersten Ebola-Übertragung von Mensch zu Mensch in Europa.
Die Madrilenin hat die Infektion weitgehend überwunden, bei einem Test wurden keine Viren mehr festgestellt. Sie muss aber noch einige Zeit in der Klinik bleiben, weil die Ärzte ausschließen wollen, dass das Virus erneut auftritt.
Außerdem seien die Lungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Bei den 15 Kontaktpersonen, die sich in der Isolierstation der Klinik aufhalten, wurden bislang keine Symptome festgestellt.
Ein von Ebola geheilter britischer Pfleger ist zurück nach Westafrika gereist, um dort weiter Infizierte zu behandeln. Will Pooley hatte sich in Sierra Leone als erster Brite und war im August in seine Heimat geflogen und mit dem experimentellen "ZMapp" behandelt worden.
Pentagonchef Chuck Hagel hat nach einem Ersuchen des US-Gesundheitsministeriums die Bildung eines mobilen Spezialisten-Teams für Einsätze bei etwaigen künftigen Ebola-Fällen in den USA angeordnet. Die 20 Pflegekräfte, fünf Ärzte und fünf Ausbilder sollen nach einem siebentägigen Training 30 Tage lang bereitstehen.
In den USA war Kritik am Umgang mit Ebola-Patienten laut geworden, nachdem sich zwei Krankenschwestern in Dallas bei einem Patienten aus Liberia angesteckt hatten.
Nun wollen die USA ihre Sicherheitsvorschriften für Klinikpersonal bei Ebola-Fällen verschärfen. Ein hoher US-Gesundheitsbeamter gab Schwachstellen im bisherigen Umgang mit Ebola-Patienten zu.
"Wir werden in Kürze neue Vorschriften haben, und sie werden weitaus schärfer sein als die jetzigen", sagte der Direktor des Nationalen Institutes für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci. Die neuen CDC-Richtlinien sollten ausschließen, dass Klinikpersonal beim Ablegen der Schutzanzüge in der Nackenregion Haut- und Haarkontakt mit dem Virus haben kann.
"Kardinalfehler" bei Schutzanzügen
Der Leipziger Infektionsmediziner Bernhard Ruf beklagte mangelnde Schutzvorkehrungen in Spanien und den USA. Ruf, an dessen Klinik in Leipzig erstmals in Deutschland ein Ebola-Patient starb, kritisierte im Magazin "Focus" die beiden Fälle in Texas.
Dass Ärzte und Pfleger in der Madrider Klinik ihre Schutzanzüge allein an- und ablegten, sei ein "Kardinalfehler" gewesen, sagte Ruf.
Die Außenminister der 28 EU-Staaten haben in Luxemburg auch über Ebola beraten. Großbritanniens Premierminister David Cameron forderte die EU auf, die Finanzmittel für Maßnahmen gegen Ebola auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. Die Niederlande schlossen sich dem an.
Auf dem EU-Gipfel in Brüssel, der am Donnerstag beginnt, müsse ein "ehrgeiziges Unterstützungspaket" beschlossen werden, so Cameron. Bisher haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten 450 Millionen Euro für den Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika zugesagt. (dpa/eb)