Arbeiten am Anschlag

Klinik in Wuhan voller Coronavirus-Patienten

Das chinesisch-deutsche Freundschaftskrankenhaus in Wuhan hat für europäische Maßstäbe gigantische Ausmaße. 6,5 Millionen Patienten werden dort im Jahr behandelt. Im Moment behandeln alle Ärzte fast nur Coronavirus-Patienten.

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Kapazitäten ausgereizt: Medizinisches Personal in Schutzanzügen wartet in der zentralchinesischen Provinz Anhui am Eingang einer Klinik für Fieberpatienten und Patienten aus Wuhan. Damit Patienten in Wuhan bleiben können, entstehen dort zwei weitere Kliniken im Turbo.

Kapazitäten ausgereizt: Medizinisches Personal in Schutzanzügen wartet in der zentralchinesischen Provinz Anhui am Eingang einer Klinik für Fieberpatienten und Patienten aus Wuhan. Damit Patienten in Wuhan bleiben können, entstehen dort zwei weitere Kliniken im Turbo.

© CHINATOPIX/AP/dpa

Bayreuth/Wuhan. Im größten Krankenhaus im chinesischen Wuhan werden – wie in den meisten anderen Kliniken der Millionenstadt – derzeit fast ausschließlich Coronavirus-Patienten behandelt. Dennoch laufe soweit alles in geregelten Bahnen, berichtete der deutsche Präsident des chinesisch-deutschen Freundschaftskrankenhauses, Eckhard Nagel. Der Professor von der Universität Bayreuth steht in engem Austausch mit seinem Kollegen in Wuhan.

Eckhard Nagel, Präsident des chinesisch-deutschen Freundschaftskrankenhauses in Wuhan.

Eckhard Nagel, Präsident des chinesisch-deutschen Freundschaftskrankenhauses in Wuhan.

© Privat/dpa

Allerdings: „Den normalen Alltag gibt es jetzt nicht. Jeder ist ein potenzieller Notfallpatient, dementsprechend sind alle Abläufe anders als sonst“, sagte Nagel. Das Tongji-Klinikum habe hohen europäischen Standard. „Insofern sind die Kollegen auch geschult, mit schwerkranken Patienten und schwierigen Situationen umzugehen.“

Neben den nötigen Vorsichtsmaßnahmen sei vor allem die emotionale Seite belastend. Viele Patienten kämen in großer Sorge in die Notaufnahme, und die Stimmung in der unter Quarantäne gestellten Stadt sei per se niedergeschlagen.

Da Prognosen zufolge bis zu 100.000 Menschen in Wuhan infiziert sein könnten, ist laut Nagel absehbar, dass nicht mehr alle erkrankten Patienten direkt stationär aufgenommen werden können. Dabei hat das Tongji-Klinikum, das im Jahr üblicherweise 6,5 Millionen Patienten behandelt, 6000 Betten. Zum Vergleich: Deutschlands größtes Universitätskrankenhaus, die Berliner Charité, hat rund 3000 Betten.

Weitere Pflegekräfte benötigt

Die Versorgung und Logistik des riesigen Krankenhauses läuft zu Nagels Verwunderung offenbar trotz der Abriegelung Wuhans weiterhin gut. Allerdings würden weitere Mediziner und Pflegekräfte von außerhalb benötigt, weil die ansässigen rund um die Uhr in voller Besetzung im Einsatz seien.

Auch mit Blick auf Schutzanzüge und Masken, die für die Versorgung von Isolationspatienten nötig seien, werde Unterstützung benötigt – „auch mit Produkten aus dem Ausland. Es ist nicht ausreichend, was in China im Moment zur Verfügung gestellt werden kann.“ Ebenso seien die logistischen Herausforderungen bei der Versorgung mit Lebensmitteln enorm.

Die offiziellen Zahlen über Infizierte und Todesopfer hält Nagel für plausibel. „Ich habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen im Gesundheitswesen großes Interesse haben, wirklich transparent mitzuteilen, wie die Situation aussieht. Das Verständnis ist gewachsen dafür, dass nur, wenn wir alle Daten, die wir haben, miteinander teilen, diskutieren und bewerten, mögliche negative Folgen dieser Infektionskrankheit eingedämmt werden können.“

Wie die EU-Kommission am Samstagabend mitteilte, hatte die Volksrepublik inzwischen um die Hilfsmittel gebeten. Das EU-Notfall-Koordinierungszentrum habe Kontakt mit den EU-Staaten aufgenommen. Diese hätten die zwölf Tonnen Schutzkleidung zusammengetragen, die bereits unterwegs nach China seien.

Weitere Klinik im Turbo eröffnet

Für das erste von zwei neuen Krankenlagern in der schwer von der neuen Lungenkrankheit betroffenen Metropole Wuhan sind zudem 1400 medizinische Kräfte des chinesischen Militärs entsandt worden. Das in Schnellbauweise in nur einer Woche errichtete Huoshenshan-Nothospital soll am Montag eröffnet werden und eine Kapazität von 1000 Betten haben, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete.

Zu dem Personal gehörten auch viele, die vor 17 Jahren bei der Sars-Pandemie in einem ähnlichen Behelfs-Krankenhaus in Xiaotangshan in Peking gearbeitet hatten. Auch seien Experten dabei, die am Kampf gegen Ebola in Sierra Leone und Liberia beteiligt gewesen seien. Das zweite Krankenlager in Wuhan soll wenige Tage später fertiggestellt werden. An den Behelfsunterkünften zur zentralen Quarantäne und Behandlung der Patienten war Tag und Nacht gearbeitet worden.

Weitere Provinz abgeriegelt

Erstmals seit Ausbruch der neuen Lungenkrankheit in China ist nun außerdem eine weitere Millionenmetropole außerhalb der schwer betroffenen Provinz Hubei stillgelegt worden. Für die neun Millionen Bewohner von Wenzhou wird dabei auch beschränkt, wie oft sie vor die Tür gehen dürfen.

Jede Familie könne ein Mitglied auswählen, das alle zwei Tage zum Einkaufen könne, teilte die Stadtregierung am Sonntag mit. „Andere sollten grundsätzlich nicht das Haus verlassen.“ Wenzhou liegt mehr als 800 Kilometer östlich vom Ursprungsort der Epidemie in Wuhan.

Der öffentliche Nahverkehr wurde stillgelegt, ebenso der Überlandverkehr mit Bussen in andere Regionen. An 46 Bezahl- und Kontrollstellen der Zufahrtsstraßen zu der Metropole wurde der Straßenverkehr vorübergehend gesperrt. Nur neun bleiben geöffnet. Schulen und Universitäten bleiben vorerst geschlossen.

Mit 661 Erkrankten hat die Provinz Zhejiang, in der Wenzhou liegt, nach der Provinz Hubei die zweithöchste Zahl von nachgewiesenen Virusfällen. (dpa)

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