Krebs durch Sartane? EMA gibt Entwarnung

Dem großen Aufschrei folgt jetzt Entwarnung: Vergangenes Jahr hieß es noch, Sartane würden das Krebsrisiko erhöhen. Jetzt haben die Arzneibehörden der USA und Europa genauer nachgesehen - und beruhigen die Diskussion.

Veröffentlicht:
Sartane senken den Blutdruck, sie erhöhen aber nicht das Krebsrisiko.

Sartane senken den Blutdruck, sie erhöhen aber nicht das Krebsrisiko.

© Klaro

LONDON (hub). Im Sommer 2010 schlugen die Wellen hoch. Eine US-Forschergruppe um Dr. Ilke Sihapi aus Cleveland sorgte mit einer Metaanalyse, die ein erhöhtes Krebsrisiko durch AT1-Rezeptorblocker (Sartane) nahelegte, für kontroverse Diskussionen.

Diese Analyse kam zu dem Ergebnis, dass die antihypertensive Behandlung mit Sartanen mit einem leicht, aber statistisch signifikant erhöhten Risiko für neu aufgetretene Krebserkrankungen assoziiert war (7,2 Prozent versus 6 Prozent).

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA nahm daraufhin eine Analyse von 31 Studien mit insgesamt fast 85.000 Hochdruck-Patienten vor, die ein Sartan zur Blutdrucksenkung erhielten und mit über 71.000 Personen ohne eine solche Therapie.

FDA fand keine Unterschiede

Das Follow-up dauerte im Mittel 39 Monate. In dieser Zeit erkrankten in der Sartan-Gruppe 1,82 Menschen pro 100 Patientenjahre (PJ) an einem bösartigen Tumor, in der Vergleichsgruppe waren es 1,84 pro 100 PJ.

Nicht nur bei der Zahl der Krebserkrankungen konnte die FDA keine Unterschiede finden, das gleiche galt auch für die Zahl der Krebstodesfälle.

In den USA wurde daher schon im Februar dieses Jahres Entwarnung für die Sartane gegeben.

EMA bemängelt kurze Beobachtungszeiten

Jetzt hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA nachgezogen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) hat alle zugänglichen Daten zum Thema Krebs und Sartantherapie ausgewertet.

Viele Studien hätten nicht ausreichend lange Beobachtungszeiträume um ein erhöhtes Krebsrisiko zu belegen oder das Krebsrisiko vor dem Start der Sartantherapie wurde nicht erfasst, teilt die EMA mit.

Zudem seien in eine Metaanalyse eher Studien einbezogen worden, die auf ein erhöhtes Risiko hinwiesen - also ein Publikationsbias. Unter dem Strich heißt es auch bei der EMA: Entwarnung.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Behandlungstipps

Psoriasis und Komorbiditäten: Welche Therapie wirkt am besten?

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Lesetipps
Dr. Carsten Gieseking

© Daniel Reinhardt

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Eine Spritze für eine RSV-Impfung liegt auf dem Tisch.

© picture alliance / Ulrich Baumgarten

Update

Umfrage unter KVen

Erst sechs Impfvereinbarungen zur RSV-Prophylaxe Erwachsener