Ebola

Leipziger Patient in hoch kritischem Zustand

Es gilt die höchste Sicherheitsstufe: In Leipzig wird ein Ebola-Patient aus Liberia behandelt. Die USA bereiten inzwischen den Transfer von 4000 Soldaten zur Seuchenbekämpfung nach Westafrika vor.

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LEIPZIG / WASHINGTON. Dem in Leipzig behandelten Ebola-Patienten geht es nach Angaben seiner Ärzte schlecht.

"Der Zustand ist hochgradig kritisch, wenngleich stabil", sagte der leitende Oberarzt Thomas Grünewald bei einer Pressekonferenz des Klinikums Sankt Georg, in dem der UN-Mitarbeiter seit Donnerstag behandelt wird.

Der 56-Jährige sei allerdings ansprechbar. Für andere Patienten, Besucher oder die Öffentlichkeit bestehe keine Ansteckungsgefahr, betonte das Krankenhaus. Die Sicherheitsvorkehrungen seien enorm, das Personal gut ausgebildet und die Technik auf dem neuesten Stand.

"Der Patient ist auf einer Sonderisolierstation, die diesen Namen auch verdient hat", sagte Ingrid Möller vom Gesundheitsamt in Leipzig. Kein Virus und kein Bakterium könne herausgelangen.

Im Leipziger Klinikum Sankt Georg wird seit Donnerstag ein Ebola-Patient aus Liberia versorgt. Bei dem Mann soll es sich um einen 56 Jahre alten militärischen UN-Mitarbeiter handeln, der aus dem Sudan stammt.

Er war am Morgen per Flugzeug nach Leipzig gebracht worden. Er ist der dritte Ebola-Patient aus Westafrika, der in Deutschland behandelt wird.

Der Patient wird auf der Sonderisolierstation der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin behandelt. Teams aus jeweils einem Arzt und einer Pflegekraft in Schutzanzügen seien rund um die Uhr zur Betreuung des Mannes im Einsatz, teilte das Krankenhaus mit.

Ziel: Lebensfunktionen erhalten

Vorrang habe es, die Lebensfunktionen zu stabilisieren und Komplikationen zu behandeln. Den Spezialisten steht nach Klinik-Angaben aber auch ein experimentelles, nicht zugelassenes Medikament zur Verfügung. Ob es tatsächlich zum Einsatz kommt, war zunächst offen.

Für andere Patienten, Besucher oder die Öffentlichkeit bestehe keine Ansteckungsgefahr, teilte das Krankenhaus mit. Die Sonderisolierstation besteht aus speziellen Unterdruckzimmern mit mehreren luftdicht abgeschotteten Schleusen. Nach Auskunft der Klinik gelangen weder Luft noch Abwasser ungefiltert nach außen.

Der Patient war am Donnerstagmorgen kurz nach 5 Uhr mit einem Spezialflieger am Flughafen Leipzig/Halle eingetroffen. Der umgebaute "Gulfstream"-Jet verfügt über eine Isolationskammer und transportiert Ebola-Patienten aus Westafrika.

Am Flughafen wurde der Mann von Helfern in Vollschutzanzügen in Empfang genommen. Er trug selbst einen Schutz, nur sein Gesicht war nicht bedeckt. Er wurde von Helfern gestützt und mit einem Krankenwagen und unter Polizeibegleitung in die Klinik gebracht.

Derzeit wird in Deutschland auch ein mit Ebola infizierter Arzt aus Uganda in Frankfurt am Main behandelt. Ein Erkrankter aus dem Senegal wurde nach fünf Wochen Behandlung gesund aus einer Hamburger Klinik entlassen.

DRK in Sierra leone und Liberia eingetroffen

Bewerbung für Hilfseinsatz

Freiwillige medizinische Helfer können sich ab sofort über das Online-Bewerbungssystem des Deutschen Roten Kreuzes für diesen Hilfseinsatz melden unter: https://drkhrnet.drk.de/Home

Zwei Ebola-Erkundungsteams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sind am Donnerstag in Sierra Leone und Liberia eingetroffen. Sie sollten den Einsatz freiwilliger Helfer in Westafrika vorbereiten, teilte das DRK in Berlin mit.

In Kenema in Sierra Leone sei eine Behandlungsstation für Ebola-Kranke geplant. In Liberia werde mit Unterstützung der Bundeswehr die Errichtung einer mobilen Klinik geprüft.

Nach dem Aufruf von Gesundheitsminister Hermann Gröhe, DRK und BÄK seien von 281 Bewerbern 97 geeignet, so das DRK.

Gesucht werden weiter Ärzte, Hebammen, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Röntgenfachkräfte Labortechniker, Pharmazeuten (https://drkhrnet.drk.de). Bewerber müssen tropentauglich sein und sehr gut Englisch sprechen.

Spanischer Pflegerin geht es sehr schlecht

Die spanische Pflegehelferin, die sich in Madrid bei einem Ebola-Patienten angesteckt hatte, geht es inzwischen sehr schlecht.

Dies berichteten Mediziner der Carlos-III-Klinik. Es war die erste Ebola-Infektion von Mensch zu Mensch in Europa. In der Klinik wurden vier weitere Kontaktpersonen der Frau unter Quarantäne gestellt.

Es handelt sich um Ärzte und eine Pflegerin.

USA schicken Soldaten nach Westafrika

Die USA schicken inzwischen 100 Soldaten nach Liberia, um im Kampf gegen die Ebola-Epidemie zu helfen. Die Luft- und Bodentruppe der Marine kommt aus Moron in Spanien und fliegt über die senegalesische Hauptstadt Dakar nach Liberia, wo sie am Donnerstag eintreffen soll.

Das kündigte Pentagonsprecher John Kirby an. Die Soldaten kommen mit vier senkrecht startenden Flugzeugen des Typs MV-22 Osprey und zwei Militärtransportern des Typs C-130 Hercules.

Sie sollen vorübergehend beim Transport helfen, bis die bereits angekündigten Einheiten der US-Armee dann im Lauf dieses Monats eintreffen.

Präsident Barack Obama hatte zur Eindämmung des Virus bereits die Entsendung von bis zu 3000 Soldaten zugesagt. Diese Zahl wurde am vergangenen Freitag dann auf bis zu 4000 Soldaten erhöht.

Weltbank übt Kritik an Krisenmanagement

Unterdessen hat Weltbank-Präsident Jim Yong Kim das bisherige internationale Krisenmanagement scharf kritisiert: Die internationale Gemeinschaft ist in ihrem Kampf gegen das tödliche Ebola-Virus "kläglich gescheitert".

Nachdem die Krise nun auch Spanien und die USA betreffe, sei die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass das Virus auch andere europäische Länder erreiche, warnte Kim am Mittwochabend in einem Interview der Zeitung "The Guardian".

Er wünsche sich die Unterstützung der westlichen Regierungen für einen neuen 20 Milliarden Dollar (15,7 Milliarden Euro) schweren Gesundheitsfonds für Notfälle. "Ebola war eine Bewährungsprobe und wir haben versagt. Wir sind mit unserer Reaktion kläglich gescheitert", zitierte das Blatt den Weltbank-Präsidenten in seiner Onlineausgabe.

Die Seuche trifft bisher noch besonders die Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone. Nach WHO-Angaben wurden in den drei Ländern mehr als 3850 Ebola-Tote registriert. Rund 230 davon waren Ärzte oder medizinische Helfer. (dpa)

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