Ebola

Liberia hat Angst vor neuem Ausbruch

Im Mai erklären die Vereinten Nationen den Sieg über Ebola in Liberia. Sieben Wochen später stirbt ein Junge mit Symptomen der Seuche. Er war infiziert - und in dem Land geht wieder die Angst um. Warum ist es so schwer, das Virus unter Kontrolle zu bekommen?

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MONROVIA. Große Erleichterung ging durch Liberia, als die Weltgesundheitsorganisation am 9. Mai die Ebola-Epidemie für beendet erklärte.

42 Tage lang hatte es keinen neuen Fall in dem westafrikanischen Land gegeben - das ist die doppelte maximale Inkubationszeit.

Damit, so hoffte die Bevölkerung, sei die verheerende Epidemie nach fast eineinhalb dramatischen Jahren besiegt. Doch so leicht lässt sich das Virus nicht ausmerzen.

In der vergangenen Woche wurde im Distrikt Margibi unweit der Hauptstadt Monrovia ein neuer Fall bekannt: Tests bei einem toten Jugendlichen ergaben, dass er infiziert war.

Mittlerweile sind zwei Menschen, die Kontakt mit dem 17-Jährigen hatten, ebenfalls erkrankt.

Fast 200 weitere werden nach WHO-Angaben ständig überwacht. Die Hilfsorganisation Oxfam spricht von einem "Rückschlag" im Kampf gegen die Seuche.

Das Wiederaufflammen des Virus‘ müsse ein Weckruf sein, um bisher unbeantwortete Fragen anzugehen und zu verstehen, warum es nun neue Fälle gebe, sagt der Oxfam-Landesdirektor Mamudu Salifu.

"Ist Ebola vielleicht endemisch in Liberia? Und ist das Land jetzt besser dafür gerüstet, diesen neuen Ausbruch zu managen?"

Kritische Wirtschaftslage

Sicher ist, dass erneut die Angst umgeht. "Es ist schlimm, dass wir uns wieder in dieser Situation befinden - nicht nur, weil viele Menschen sterben könnten, sondern auch, was die Wirtschaft, die Entwicklung und das Image des Landes betrifft", erklärt der politische Analyst Sando Wayne.

Tatsächlich hatte das Virus in Liberia sowie auch in Guinea und Sierra Leone verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaftslage.

Die einst blühenden Wachstumsraten sind zusammengeschrumpft, viele Bürger haben ihre Arbeit verloren und Kinder haben wegen der monatelangen Schließung aller Schulen den Unterricht verpasst - ganz zu schweigen von den massiven Geldern, die die Regierungen in den Kampf gegen die Krankheit stecken mussten.

Nun befürchten viele Liberianer, dass sich diese Negativ-Spirale wieder in Bewegung setzt.

Gleichzeitig sagen Experten, dass die Seuche nie ganz besiegt gewesen sei: "Wir haben immer gewusst, dass wir nicht über den Berg sind, bis alle drei betroffenen Länder offiziell Ebola-frei sind", betonte die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf.

Sie habe vollstes Vertrauen in die Gesundheitsbehörden, die damit beschäftigt seien, den neuen Ausbruch schnell unter Kontrolle zu bringen. "Es gibt absolut keinen Grund zur Panik", so die Friedensnobelpreisträgerin.

11.200 Tote in Westafrika

Wer sich noch einmal die Zahlen der Toten vor Augen ruft, könnte aber durchaus in Panik geraten: Insgesamt hat das Virus in Westafrika in den vergangenen 18 Monaten über 11.200 Menschenleben gefordert. Am schlimmsten betroffen waren Liberia und Sierra Leone mit 4800 beziehungsweise 3940 Opfern.

Aber warum ist es so schwer, Ebola unter Kontrolle zu bekommen? Zum einen sind die betroffenen Staaten sehr dicht bevölkert, und viele Menschen leben in entlegenen Regionen auf dem Land, die nur schwer zu erreichen sind.

Zum anderen ist es kaum möglich, die Landesgrenzen zu überwachen, so dass noch immer die Gefahr besteht, dass ein von dem Virus befallener Kranker eines der Nachbarländer erreicht, bevor er Symptome zeigt.

"Der Ebola-Ausbruch ist noch nicht vorbei", warnt auch die Ebola-Expertin Rosa Crestani von Ärzte ohne Grenzen.

"Es gibt immer wieder Fälle, die von unbekannten Übertragungsketten herrühren - das heißt, wir wissen nicht, wie die Menschen erkrankt sind." Bis nicht alle Übertragungsketten bekannt seien, könne nicht von einem Sieg über Ebola gesprochen werden.

Und auch die Langzeitfolgen in der Bevölkerung sind bereits heute überall sichtbar. Die Angst hat die Menschen traumatisiert.

"Die drei Länder leiden unter dem Stigma, das ihnen durch Ebola aufgedrückt wurde", sagt Mamudu Salifu von Oxfam. "Das Leben wird für die Bürger nie mehr sein, wie es einmal war, denn ihr ganzes Verhalten hat sich dem Virus angepasst. Das bedeutet: Kein Händeschütteln, keine Berührungen, keine Umarmungen." (dpa)

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