Prostatakrebs
Macht der PSA-Test das Leben besser?
Ein neues Puzzleteil für die PSA-Test-Debatte. Gesundheitsforscher haben in Bezug auf das PSA-Screening gefragt: Macht der Test das Leben nicht nur länger, sondern auch besser? Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Veröffentlicht:ROTTERDAM (rb). Folgt man den Modellrechnungen der internationalen Wissenschaftlergruppe um Eveline Heijnsdijk vom Erasmus Medical Center in Rotterdam, wird das Leben durch die Teilnahme am PSA-Screening wahrscheinlich nicht so viel besser, wie es länger wird.
Und es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass es sich verschlechtert (N Engl J Med 2012; 367: 595-605).
Basis der Kalkulationen sind die Daten der European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer, wonach die Prostatakrebs-Sterblichkeit durch das PSA-Screening über elf Jahre betrachtet um knapp 30 Prozent sinkt.
Aus diesen Daten nun destillierten die Forscher die Zahl der resultierenden qualitätskorrigierten Lebensjahre (QALY).
Pro 1000 Männer zwischen 55 und 69 Jahren, die sich alle vier Jahre mit einer Teilnahmequote von 80 Prozent am PSA-Screening beteiligen, würde die Zahl der an Prostatakrebs Versterbenden um neun gesenkt (entsprechend einem Rückgang von 28 Prozent).
14 Männern bliebe eine Palliativbehandlung erspart (minus 35 Prozent). Insgesamt würden in einer Gruppe von 1000 Mann 73 Lebensjahre hinzugewonnen - gut acht Jahre pro vermiedenen Prostatakrebstod.
Mehr Evidenz gefordert
Doch die Zahl der gewonnen QALYs läge nur bei 56, das sind 23 Prozent weniger als die zusätzlichen Jahre insgesamt. Dies liegt daran, dass die postdiagnostischen Folgen der Therapie und vor allem auch der Übertherapie mit in die Rechnung einfließen.
Denn je nachdem, ob die Jahre in Potenz oder Impotenz, Inkontinenz oder Kontinenz verlebt werden, ist ihre Qualität höher oder niedriger zu veranschlagen.
Statistisch ergibt sich eine breite Streuung. So kann es sein, dass dem Screening statt der 56 ganze 97 QALYs zu danken sind. Es kann freilich auch dazu kommen, dass 21 QALYs verloren gehen.
Die Bewertung des Nutzens, den Männer einzelnen mehr oder weniger rüstig zugebrachten Lebensphasen beimessen würden, ist allerdings diffizil.
Eine ED nach Prostatektomie mag den einen grämen, während sich ein anderer mit den übrigen Freuden des gewonnenen Lebens tröstet.
In jedem Fall aber zeigen die Ergebnisse laut Heijnsdijk und Kollegen, dass vor einer generellen Screeningempfehlung die Folgen für die Lebensqualität noch besser erforscht werden müssen.