Trotz Corona
Mehr als 3000 Menschen sagten 2020 „Ja!“ zur Gewebespende
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) hat ihre vorläufigen Jahreszahlen 2020 veröffentlicht. Danach kommt jede zweite in Deutschland transplantierte Hornhaut von der DGFG.
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3962 Patienten konnte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation 2020 mit einem Augenhornhauttransplantat versorgen.
© DGFG / Theresa Ullrich
Hannover. Trotz eines Spendeneinbruchs während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr konnte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) das hohe Spendenniveau aus dem Vorjahr halten.
3029 Mal hätten Spender oder Angehörige im vergangenen Jahr der Spende von Geweben, wie Augenhornhaut, Herzklappen und Blutgefäßen und Amnion zugestimmt, meldet die DGFG ihre vorläufigen Jahreszahlen 2020 (Stand 28. Dezember 2020). Im Jahr 2019 seien es 3007 Zustimmungen gewesen.
Insgesamt habe die DGFG 6268 Gewebetransplantate an Patienten deutschlandweit vermittelt. Die Zustimmungsquote zu einer Gewebespende habe bei rund 41 Prozent gelegen. Aus den realisierten Spenden hätten 5938 Gewebepräparate gewonnen werden können.
„Ein Großteil der Entscheidungen, sowohl für als auch wider eine Gewebespende, wird von Angehörigen im Sinne der oder des Verstorbenen getroffen – jedoch ohne, dass diese den konkreten Willen kennen“, berichtet die DGFG. Nur rund 28 Prozent der potenziellen Spender hätten ihre Entscheidung zu Lebzeiten schriftlich dokumentiert oder mündlich geäußert.
Im Einzelnen führt die DGFG auf:
- Insgesamt wurden 537 Herzklappen und Blutgefäße in 2020 gespendet (2019: 584). Erfolgreich zur Transplantation vermittelt wurden 164 Herzklappen und 102 Gefäße. Das Vorjahresergebnis von 171 Herzklappen und 115 Gefäßen sei trotz Pandemie bedingter Einschränkungen somit nur knapp verfehlt worden, so die DGFG. Anders als bei der Organspende könnten Gewebe nach dem Stillstand des Herz-Kreislaufs und unabhängig vom irreversiblen Hirnfunktionsausfall gespendet werden, erinnert die DGFG – im Falle von kardiovaskulären Geweben noch bis zu 36 Stunden danach. Bisher finde der Großteil der Herzklappen- und Blutgefäßspende dennoch im Rahmen von Organspenden statt. Um mehr solcher Transplantate verfügbar zu machen, baut die DGFG seit 2017 ein Programm zur Spende von kardiovaskulären Geweben nach dem Herz-Kreislauf-Tod auf. Mit 38 Spendern (2019: 31) konnte die DGFG ihr von der Organspende unabhängiges Spendeprogramm für kardiovaskuläre Gewebe in 2020 weiter ausbauen.
- 3962 Patienten wurden 2020 mit einem Augenhornhauttransplantat versorgt. Im Durchschnitt würden pro Jahr rund 7000 Hornhauttransplantationen in Deutschland durchgeführt, meldet die DGFG. Mehr als jede zweite Hornhaut komme von der DGFG. „Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen“, wird DGFG-Geschäftsführer Martin Börgel zitiert.
- In 2020 konnte die DGFG 20 Plazentaspenden im Rahmen geplanter Kaiserschnittgeburten realisieren. Aus der Plazenta wird die Amnionmembran gewonnen. „Die hauchdünne Membran können Ärzte und Ärztinnen in der gynäkologischen Chirurgie, Mund-Kiefer-Chirurgie sowie als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen einsetzen“, erklärt die DGFG in ihrer Mitteilung. Schwerpunktmäßig finde die Amnionmembran bisher in der Ophthalmologie Anwendung. Insgesamt wurden 1942 „Wundpflaster“ aus Amnionmembranspenden vermittelt (2019: 1880). (eb)
Korrektur: In einer früheren Version war bei den Augenhornhautspenden von 3475 statt korrekterweise 3962 die Rede. Die Zahl kam aus einer veralteten Mitteilung. Wir haben die Zahl deshalb korrigiert.