Modellprojekt soll Menschen mit Computerspielsucht helfen

Für einige ist es Sport, für andere Sucht: Junge Leute kämpfen mit- und gegeneinander in einer virtuellen Welt.
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HANNOVER (mut). Etwa fünf Prozent der Jugendlichen in Deutschland sind computerspielsüchtig oder suchtgefährdet. Darauf deuten Daten einer Befragung bei Neuntklässlern.
Wenn Jugendliche die Tür hinter sich zuschlagen und bis zum Morgengrauen am Computer spielen; wenn sie sich nicht mehr mit Freunden treffen, wenn die Leistungen in der Schule schlechter werden und der Kontakt zur Familie abbricht, dann spricht vieles für eine Computerspielsucht.
Etwa 1,5 Prozent der Jugendlichen sind nach solchen Kriterien suchtkrank, weitere 3,6 Prozent zeigen ein starkes Suchtverhalten und gelten als gefährdet. Diese Zahlen nennt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen aufgrund einer aktuellen Befragung bei 16 000 Neuntklässlern.
Noch ist Computerspielsucht als Krankheit nicht anerkannt, doch Suchtexperten aus Mainz wollen Betroffenen bei einem Modellprojekt helfen. Ziel der Therapie ist nicht die vollständige Abstinenz, sondern eine Reduktion der Spielzeit, so der Psychologe Dr. Klaus Wölfling von der Uni Mainz.
"Wir machen dabei eine Analyse des Verhaltens: Was passiert, wenn jemand die Tür hinter sich zumacht und den Computer startet? Wir sagen den Betroffenen auch: Wenn man in der Schule oder bei der Arbeit Erfolg hat, kann das genauso euphorisch machen wie das Spiel." Die Ambulanz für Spielsucht startet Mitte Februar. Ärzte können sich dann unter Tel.: 061 31 / 3 92 48 07 über das Angebot informieren.
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