Prostatakrebs-Screening
Niedriger PSA-Wert? Dann reicht ein Check alle zehn Jahre
Männer mit PSA-Werten unter 1 ng/ml können sich eine regelmäßige Überprüfung der Serumwerte sparen: Die Wahrscheinlichkeit, in den folgenden zehn Jahren an einem Prostatatumor zu erkranken, ist äußerst gering, wie eine US-Studie zeigt.
Veröffentlicht:SAN ANTONIO. Das Screening auf Prostatatumoren mittels PSA-Test ist bekanntlich sehr umstritten: Einer besseren und früheren Tumorerkennung stehen eine hohe Rate falsch positiver Resultate mit nachfolgenden unnötigen Biopsien sowie eine hohe Rate an niedrig malignen Tumoren gegenüber.
Letztere verleiten zu einer Übertherapie bei Tumoren, die ohne PSA-Test nicht auffällig geworden wären.
Einen Ausweg aus dem Dilemma könnte eine bessere Risikostratifizierung bieten: Ein jährlicher oder zweijährlicher PSA-Test wäre danach nur bei Männern mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko nötig, die übrigen könnten in wesentlich größeren Intervallen zur Serumabgabe schreiten - dies würde zum einen Ressourcen schonen, zum anderen unnötige Biopsien und Krebstherapien vermeiden.
US-Studie mit 3000 Teilnehmern
Für eine solche Stratifizierung eignet sich der PSA-Wert selbst: Solange er niedrig ist, besteht auch ein geringes Risiko, in den folgenden Jahren an Prostatakrebs zu erkranken.
Forscher um Jonathan Gelfond von der Universität in San Antonio schauten nun anhand von Daten der Studie SABOR, welche Männer getrost auf ein regelmäßiges PSA-Screening verzichten können (J Urol 2015, online 13. Februar)
Für ihre Analyse haben sie das Schicksal von knapp 3000 Männern beobachtet, die zu Beginn noch keinen Tumor hatten und im Schnitt 7,5 Jahre (maximal 12,4 Jahre) lang an der Studie teilgenommen hatten.
Anfangs wurde bei allen der PSA-Wert gemessen. Männer mit Werten über 1 ng/ml untersuchten die Ärzte jährlich, die übrigen alle zwei Jahre.
Bei den Arztterminen erfolgte zusätzlich zum PSA-Test auch eine digital-rektale Untersuchung. Insgesamt spürten die Studienärzte 289 Prostatatumoren auf.
Zehnmal weniger Tumoren
Das Team um Gelfond teilte nun die Männer aus der Studie gemäß ihres Anfangs-PSA-Wertes in sechs Gruppen ein: Solche mit einem Wert unter 1 ng/ml, solche mit Werten von 3-10 ng/ml sowie vier Gruppen zwischen 1 und 3 ng/ml.
Wie erwartet, war die Inzidenz von Prostatatumoren in der Gruppe mit Anfangswerten unter 1 ng/ml am geringsten. Zu dieser Gruppe gehörte immerhin rund die Hälfte der Männer. Von ihnen erkrankten im Laufe von zehn Jahren lediglich 3,4 Prozent an einem Prostatatumor.
Je höher die Anfangs-PSA-Werte waren, umso höher war auch die Tumorinzidenz. In der Gruppe mit PSA-Konzentrationen über 3 ng/ml erkrankten im Laufe von zehn Jahren knapp 40 Prozent an dem Tumor, das Krebsrisiko bei solchen Werten ist also zehnfach höher als bei einem Anfangs-PSA-Level unter 1 ng/ml.
20 Mal weniger aggressive Tumoren
Wenig überraschend war auch die Rate hochgradiger Tumoren (Gleason-Score über 6) in der Gruppe mit den niedrigsten PSA-Basiswerten am geringsten: Nach zehn Jahren erkrankten lediglich 0,9 Prozent der Männer an solchen Tumoren, bei den mit den höchsten Basiswerten lag der Anteil bei 17,5 Prozent.
Das Risiko für aggressive Tumoren ist bei Männern mit niedrigen PSA-Basiswerten folglich sogar 20-fach niedriger als bei Männern mit Werten über 3 ng/ml.
Insgesamt waren von den 39 Tumoren, die bei Männern mit Basiswerten unter 1 ng/ml diagnostiziert worden waren, je nach Definition 28-35 niedrig-gradige Tumoren.
Die Tatsache im Hinterkopf, dass sich in einigen großen Studien die Prostatakrebs-Sterblichkeit durch das PSA-Screening nicht senken ließ und in anderen der Nutzen eher gering war, schlagen die Krebsforscher um Gelfond vor, bei dem Großteil der Männer mit PSA-Werten unter 1 ng/ml auf einen regelmäßigen PSA-Test zu verzichten.
Sie raten, die Serumwerte dieses Biomarkers nur noch alle zehn Jahre zu bestimmen, etwa im Rahmen einer allgemeinen Krebsvorsorge zusammen mit einer Koloskopie.