Zahnmedizinische Versorgung
Offener Brief der Zahnärzte an Lauterbach: Parodontitis-Versorgung in Gefahr
Die via GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verordnete Honorardeckelung für die präventionsorientierte Parodontitistherapie auf Kasse konterkariert die gesundheitspolitisch gesteckten Ziele, so die KZBV.
Veröffentlicht:Berlin. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) warnt in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) vor verheerenden Folgen für die Parodontitis-Versorgung, steuere er nicht rasch in puncto GKV-Finanzstabilisierungsgesetz gegen. Hintergrund ist die via Gesetz eingeführte Honorardeckelung für Leistungen der erst im Juli 2021 eingeführten neuen, präventionsorientierten Parodontitistherapie auf Kasse. Die aktuellen Rahmenbedingungen sorgten insbesondere dafür, dass die notwendigen Mittel zur Finanzierung dieser über mehrere Jahre zu erbringenden Behandlung nicht mehr ausreichend zur Verfügung stünden.
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„Auch aktuelle Abrechnungsdaten zeigen, dass sich der Einbruch bei den Neubehandlungsfällen nicht nur fortsetzt, sondern der Negativtrend sich sogar weiter verstärkt. Während vor Einführung der strikten Budgetierung in 2022 noch durchschnittlich etwa 120.000 Parodontitisneubehandlungen pro Monat durchgeführt wurden, waren es im Dezember 2023 nur noch ca. 77.500. Wir gehen davon aus, dass unter den aktuellen Rahmenbedingungen auch in den kommenden Wochen und Monaten die monatlichen Neubehandlungsfälle weiter absinken werden“, schreibt der KZBV-Vorstand in seinem offenen Brief. Wenn keine korrigierenden Maßnahmen ergriffen würden, sei davon auszugehen, dass das Niveau der Neubehandlungen so weit absinken werde, dass es nur noch halb so hoch sei wie vor Einführung der Budgetierung. „Damit droht das Versorgungsziel, die Parodontitis – neben Karies die zweite große Volkskrankheit in der zahnmedizinischen Versorgung – wirkungsvoll bekämpfen zu können, vollständig zu scheitern. In Anbetracht der hohen Krankheitslast ist dies für die Mund- und Allgemeingesundheit der Patientinnen und Patienten fatal. Es reicht nicht allein, sich die Stärkung der Prävention im Koalitionsvertrag als Ziel zu setzen. Entscheidend ist, dass diese Zielsetzung auch Eingang in das politische Handeln und in die Versorgungsrealität findet“, moniert die KZBV, die Lauterbach auch zum Dialog auffordert. (eb)