Kommentar zur Turboentlassung
Patient auf der Strecke
Um sieben Uhr morgens in die Klinik zur Leistenbruch-Op, am späten Nachmittag schon wieder zu Hause: Viele chirurgische Kliniken werben auf ihrer Homepage für ambulante Eingriffe.
Dabei werde weniger in das Alltagsleben der Patienten eingegriffen, ganz zu schweigen vom geringeren Risiko einer Krankenhausinfektion. Alles in allem führe das ambulante Operieren zu einer schnelleren Genesung.
Die Versprechungen scheinen jedoch nur für einen Teil der Patienten zu gelten; darauf hat jetzt ein Ärzteteam aus Kanada hingewiesen. Wer jung und abgesehen von der Op-Indikation gesund ist, mag danach schnell wieder auf die Beine kommen. Für viele ältere Menschen geht es jedoch erst einmal bergab.
Noch zwei Monate nach dem Eingriff - meist waren es Hernien- oder Gallenoperationen - fühlte sich jeder dritte Studienteilnehmer stärker in seiner Lebensqualität beeinträchtigt als zuvor. Die Betroffenen bewegten sich weniger, vielen machte zudem die Op-Wunde zu schaffen.
Die kanadische Studie hat eines gezeigt: Man kann Senioren nach einer Op nicht einfach nach Hause schicken und sagen: "Sieh zu, wie Du zurechtkommst."
Die "Fast-Track-Chirurgie" mag aus Klinik-Sicht attraktiv, weil kostensparend, sein, aber sie darf nicht dazu führen, dass der Patient auf der Strecke bleibt.
Lesen Sie dazu auch: Nach Operation: Turboentlassung macht oft Probleme