DKFZ

Potenzielle Erreger für Darmkrebs identifiziert

Forscher aus Heidelberg haben neue Hinweise zum Zusammenhang zwischen Darmkrebs und einigen tierischen Produkten gefunden.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Rindfleisch: Dort kommen u.a. die ringförmigen DNA-Elemente (BMMFs) vor, die im Zentrum des vermuteten Zusammenhangs zwischen tierischen Produkten und Darmkrebs stehen.

Unter anderem in Rindfleisch kommen die ringförmigen DNA-Elemente (BMMFs) vor, die im Zentrum des vermuteten Zusammenhangs zwischen tierischen Produkten und Darmkrebs stehen.

© Dmitry Lobanov / stock.adobe.com

Heidelberg. Die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) unterstützen offenbar die Hypothese, dass der Konsum von Milch und Rindfleisch ursächlich mit der Entstehung von Darmkrebs in Zusammenhang steht. Im Zentrum dieser Verbindung stehen die sogenannten BMMFs, teilt das DKFZ mit.

Bei diesen „Bovine Meat and Milk Factors“ handelt es sich um ringförmige DNA-Elemente, die in Milchprodukten und Rinderseren vorkommen und sich in menschlichen Zellen vermehren können. Dort bilden die BMMFs das Protein „Rep“, das sie für ihre Vermehrung benötigen.

Wissenschaftler des DKFZ haben nun nachgewiesen, dass Zellen in nächster Umgebung von Darmkrebstumoren das Protein Rep enthalten. Vor allem in der Lamina propria, der unter der Darmschleimhaut gelegenen Bindegewebsschicht, sei dies der Fall gewesen. Bei gesunden, tumorfreien Patienten konnte das Protein dagegen nur selten in Darmzellen nachgewiesen werden (7,3 Prozent versus 1,7 Prozent) (Proc Nat Acad Sci U S A 2021; online 15. März).

Mutationsfördernde Umgebung

Dort, wo das Protein bei Darmkrebs-Patienten nachzuweisen war, gab es außerdem entzündungsfördernde Makrophagen und erhöhte Spiegel von reaktiven Sauerstoffverbindungen, besonders in der Nähe der Darmkrypten. Dort werden ja laufend große Mengen an Vorläuferzellen für die Regeneration der Darmschleimhaut produziert, die dann diesen mutationsfördernden Einflüssen ausgesetzt sind.

Je mehr Mutationen auf diese Weise zusammenkommen, desto größer wird das Risiko, dass Gene betroffen sind, deren Defekt das Zellwachstum außer Kontrolle geraten lässt. Chronische Entzündungen sind ja als Krebstreiber bekannt, wie etwa Leberkrebs als Folge einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus entstehen kann. „Wir betrachten die BMMFs daher als indirekte Krebserreger, die teilweise wahrscheinlich über Jahrzehnte hinweg auf die sich teilenden Zellen der Darmschleimhaut einwirken“, schlussfolgert Professor Harald zur Hausen vom DKFZ in der Mitteilung. (mmr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren

Darmkrebsprävention mit ASS – wer davon profitieren könnte

Krebsfrüherkennung

Darmkrebs: Wie finden wir die Jungen?

Das könnte Sie auch interessieren
CRC | Welche Rolle spielt das Mikrobiom?

© Sebastian Kaulitzki / Adobe Stock

Kolorektales Karzinom

CRC | Welche Rolle spielt das Mikrobiom?

Anzeige | Lilly Deutschland GmbH
Magen-Ca & NSCLC | Die optimale Sequenz bei Progress

© Shining Pro / Adobe Stock

Magenkarzinom

Magen-Ca & NSCLC | Die optimale Sequenz bei Progress

Anzeige | Lilly Deutschland GmbH
Expertenkonsensus zum B12-Mangel

© MP Studio / stock.adobe.com

Aktuelle Empfehlungen:

Expertenkonsensus zum B12-Mangel

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Abb. 2: Postulierte Mechanismen von Postbiotika und Beispiele von Effektormolekülen, die von ihnen verwendet werden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fermentation und Postbiotika

Wie die Darmgesundheit durch den Einsatz von Postbiotika gefördert werden kann

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Theralution GmbH – a member of Medice, Iserlohn
Abb. 1: Phase-III-Studie ASCEMBL mit Asciminib vs. Bosutinib bei Erkrankten mit Ph+ CML-CP nach 2 TKI: MMR-Raten nach 24, 96 und 156 Wochen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Vorbehandelte Philadelphia-Chromosom-positive CML

Asciminib auch im Real-World-Setting gut wirksam und verträglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

Ausgabe 01/2024

Onconnect: Aktuelles aus der Hämato-Onkologie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Antibiotika bei Bindehautentzündung wenig wirksam

Was bei Kindern häufig eine infektiöse Konjunktivitis auslöst

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll