Radrennfahrer nicht anfälliger für Doping als andere Sportler

KÖLN (akr). Der Doping-Skandal zum Auftakt der Tour de France scheint es zu belegen: Profi-Radsport und Doping sind untrennbar verbunden. Doch Radrennfahrer sind nicht anfälliger für Doping als andere Ausdauer- oder Kraft-Sportler, bei denen die Einnahme nicht erlaubter Substanzen zu einer Leistungssteigerung führt.

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Davon ist Professor Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Sporthochschule Köln, überzeugt. "Aber der Radsport steht besonders stark im Mittelpunkt der Öffentlichkeit", sagt er.

Vor dem Start der Tour de France haben die Organisatoren Radrennsportler wegen Verdachts auf Doping suspendiert, darunter die Favoriten Jan Ullrich und Ivan Basso. Den Sportlern wird vorgeworfen, mit Hilfe eines Labors in Madrid Doping unter anderem durch die Verabreichung von Eigenblut vorbereitet zu haben. Jan Ullrich und andere Sportler bestreiten das.

Der Radsport sei für Doping nicht außergewöhnlich disponiert, sagt Schänzer. Auch bei anderen Sportarten wie Leichtathletik oder Gewichtheben wird manipuliert, wie der Fall Ben Johnson oder positive Befunde bei Gewichthebern bei den Olympischen Spielen zeigten. Schänzer verweist auf die Funde der spanischen Ermittler.

Sie haben in dem Madrider Labor etwa 200 Blut- und Plasmakonserven sichergestellt, darunter 50 von Radsportlern. "150 Proben stammen von anderen Sportlern." Bei Spielsportarten sei Doping weniger verbreitet. Beim Fußball zum Beispiel könnten mit Dopingmitteln keine gravierenden Leistungssteigerungen ereicht werden.

Eine Besonderheit beim Radsport ist, daß die Profis ständig unterwegs sind. "Das macht es schwieriger, die Fahrer systematisch zu kontrollieren", so Schänzer. Seit Erythropoetin (EPO) nachweisbar ist, gebe es wieder einen Trend zum Blutdoping. Fremdblut ist anhand spezieller Marker nachweisbar, Eigenblut nicht. "Methoden, mit denen Eigenblut-Doping gerichtsfest nachgewiesen werden kann, fehlen noch."

Auch beim Einsatz von nachweisbaren Mitteln kommt es immer wieder vor, daß sie bei Kontrollen nicht festgestellt werden. "Es gibt die Tendenz, das Kontrollsystem zu unterlaufen", sagt Schänzer. So nutzen Sportler Zeitfenster, in denen nicht erlaubte Substanzen nicht feststellbar sind, und arbeiten mit sehr geringen Dosen. Schänzer: "Was wir brauchen, ist die Kontinuität der Blutuntersuchungen."

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