Prophylaxe und Therapie

Reisedurchfall – Je jünger die Kinder, desto anfälliger

Kinder sind häufiger von Reisedurchfall betroffen als Erwachsene. Evidenzbasierte Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie sind allerdings rar.

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Bis zu 70 Prozent der Reisenden in Länder außerhalb der Industrienationen bekommen während der Reise Durchfall. Sind in hiesigen Breiten für Durchfälle vor allem Viren verantwortlich, sind im Ausland bevorzugt bakterielle Erreger anzuschuldigen. Je jünger die Kinder sind, desto anfälliger sind sie für Reisedurchfall. "Dafür gibt es mehrere Gründe", erläutert Dr. Karl Zwiauer aus St. Pölten, Österreich (Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 297-304): Es werden weniger bakterielle Erreger eliminiert als bei Erwachsenen, weil die Magensäuresekretion geringer ist und die Keime weniger lange im Magen verweilen. Hinzu komme die "Unerfahrenheit" der kindlichen Immunabwehr, so Zwiauer. Säuglinge und Kleinkinder nehmen zudem mehr pathogene Keime auf, weil sie nicht darauf achten, was sie in den Mund nehmen.

Was beim Erwachsenen noch ein banaler Reisedurchfall sein kann, kann beim Kleinkind oder Säugling womöglich lebensbedrohlich werden. Akuter Durchfall ist praktisch immer infektiöser Natur. Am häufigsten handelt es sich um Escherichia coli, die etwa mit dem Trinkwasser aufgenommen werden, es können aber auch nichttyphoide Salmonellen, Campylobacter oder Shigellen sein. In 10 bis 15 Prozent der Fälle muss mit Koinfektionen mit viralen Erregern wie Noroviren gerechnet werden, erklärt Zwiauer. Parasiten sind bei bis zu jeder zehnten Reisedurchfallerkrankung die Ursache – diesem Verdacht ist besonders bei längerem Durchfall nach einer Reise nachzugehen.

Ein erhöhtes Durchfallrisiko wird besonders für Kinder beschrieben, die Verwandte und Freunde im Ausland besuchen und dort längere Zeit bleiben. Gerade in ländlichen Gegenden werden hygienische Regeln weniger beachtet. Mit zunehmender Besuchshäufigkeit nimmt das Durchfallrisiko wieder ab, vermutlich wegen dann erworbener Immunität.

Eine gezielte Diagnostik bei Reisedurchfall ist nur dann nötig, wenn es sich um profuse Diarrhoe mit Blutbeimengungen im Stuhl, begleitet von hohem Fieber und ausgeprägten Allgemeinsymptomen handelt. Dann kann eine gezielte Antibiose erforderlich sein – in der Praxis ist das aber oft nicht möglich. Zu denken ist gegebenenfalls auch an Dengue-Fieber oder Malaria tropica, die manchmal mit gastrointestinalen Symptomen und Durchfall einhergehen.

Die wichtigste Maßnahme ist der adäquate Flüssigkeits- und Elektrolytersatz mit oraler Rehydrierungslösung, besonders dringlich ist dies bei Säuglingen und kleinen Kindern. Antiemetika können die Flüssigkeitsaufnahme verbessern. Zur Verwendung von Peristaltikhemmern gibt es kaum Daten, die WHO rät davon ab. Antibiotika sollen nur bei schwerer Reisediarrhoe gegeben werden, in diesem Fall sind Azithromycin und bei älteren Kindern Ciprofloxacin die Mittel der Wahl. Probiotika sind bei Reisediarrhoe unwirksam. (ner)

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