Pandemiefolgen
Saarland: Corona erschwert Suche nach Stammzellen-Spendern
Die Pandemie beeinträchtigt auch den Kampf gegen die Leukämie. Da viele Werbeaktionen nicht stattfinden konnten, ist die Registrierung potenzieller Stammzellen-Spender eingebrochen – doch es gibt kreative Ideen.
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Nach dem Impfen oder Testen am besten gleich einen Abstrich nehmen lassen, um sich als potentiellen Stammzellspender zu registrieren. Auf diesem Weg versucht manche Stiftung den Einbruch bei der Suche nach geeigneten Spendern wieder etwas aufzuholen.
© Franziska Gabbert / dpa-tmn / picture alliance
Saarbrücken. Schon der erste Versuch der Stefan-Morsch-Stiftung, in einem Impfzentrum Typisierungen anzubieten und damit Stammzellen-Spender zu gewinnen, wurde ein voller Erfolg. 60 Menschen machten bei der Entnahme von Abstrichen mit. „Es wurde super angenommen“, freut sich die Vorstandsvorsitzende Susanne Morsch über die Aktion der im rheinland-pfälzischen Birkenfeld beheimateten Stiftung kürzlich in Saarbrücken.
Die Abläufe im Impfzentrum erwiesen sich als ideal: Nachdem die Menschen nach der Impfung den Kopf wieder etwas frei hatten, konnten sie sich in der Wartezeit über Leukämie und Knochenmarkspenden informieren. Beim Rausgehen wurden sie dann angesprochen. Wer sich zu einer Typisierung bereit erklärte und die Voraussetzungen erfüllte, konnte in einem kleinen Bus gleich seine Speichelprobe abgeben.
Hygienische Voraussetzungen sind optimal
Morsch lobt im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ vor allem die günstigen hygienischen Voraussetzungen in den Zentren und die gute Zusammenarbeit mit dem saarländischen Gesundheitsministerium. Ministerin Monika Bachmann (CDU) war bei der Premiere ebenfalls anwesend und bezeichnete die Unterstützung als „Herzensangelegenheit“. Nun soll die Aktion regelmäßig stattfinden und auch auf andere Städte auch in Rheinland-Pfalz ausgeweitet werden. Dort macht das Impfzentrum Landau/Südliche Weinstraße den Auftakt.
Die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) geht einen anderen Weg und setzt schon seit zwei Monaten auf Testzentren. Mit starker medialer Unterstützung wurde hier das Engagement des Nürnberger Arztes Falk Stirkat zum Vorbild, der in einem Ärztezentrum bei seinen Patienten, über Video-Blog und andere Kanäle dafür wirbt, Corona- und Stammzellenabstriche zu verbinden.
Einbruch von 37 Prozent
Die beiden Stiftungen sind auch nach dem Eindruck des zentralen Knochenmarkspender-Registers in Ulm (ZKRD) in der Verbindung von Spendersuche mit der Epidemiebekämpfung besonders aktiv. Im Prinzip teilen alle 26 deutschen Spenderdateien die Sorge über den Einbruch bei den Registrierungen. Laut ZKRD sind diese im vergangenen Jahr um rund 37 Prozent von über 800 .000 auf gut 500 .000 zurückgegangen.
Zu den Corona-bedingten Problemen komme tendenziell auch der ungünstige demografische Trend, erklärt Pressesprecherin Sonja Schlegel. Gespendet werden darf nur bis zum sechzigsten Lebensjahr. Deshalb liegt die Altersgrenze für die Registrierung je nach Datei bei 40 bis 55 Jahren.
Jetzt kommen die Jungen, die dringend gebraucht werden
Insoweit könnte der Schlussspurt bei der COVID-Impfkampagne durchaus nochmal einen Schub für die Suche nach Stammzellen-Spendern bringen, da nun gerade die Jüngeren und damit die ideale Ziel-Altersgruppe in Zentren und Praxen kommen. Direkte Aktionen bei den Niedergelassenen will Morsch mit Blick auf die dort engeren Platzverhältnisse aber lieber vermeiden, denn das Impfgeschehen solle nicht gestört werden. Für das Auslegen von Infomaterial oder gar eine Ansprache der Patienten wäre sie aber dankbar.
Auch in den Impfzentren soll in den Zeiten, in denen der Abstrich-Bus nicht vor Ort ist, vermehrt auf die Möglichkeit einer Online-Registrierung hingewiesen werden. Nach Beantwortung einiger Fragen bekommt man ein Set mit der Anleitung zur Speichelprobe per Post zugeschickt und kann sich so dank der Vernetzung der großen Register weltweit als potenzieller Lebensretter zur Verfügung stellen.