Menopause

Schützt früher Hormonersatz das Herz?

Bei Frauen, die bereits kurz nach der Menopause mit einer Hormonersatztherapie starten, ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen offenbar nicht erhöht - in einer Studie war das KHK-Risiko sogar verringert.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Hormonersatztherapie - ja oder nein? Häufig ist sie nach wie vor die beste Option.

Hormonersatztherapie - ja oder nein? Häufig ist sie nach wie vor die beste Option.

© carosseller / fotolia.com

FRANKFURT. Möglicherweise ist es eine Frage der Zeit, wie Hormonersatztherapie (HRT) auf das Herz-Kreislauf-System wirkt.

In einer dänischen Studie hatten die Frauen bereits kurz nach der Menopause damit begonnen; Herzkrankheiten und Todesfälle traten bei ihnen deutlich seltener auf als ohne Therapie..

Dieses Ergebnis der Danish Osteoporosis Prevention Study (DOPS) steht in direktem Widerspruch zu den Resultaten der WHI (Women´s Health Initiative)-Studie (BMJ 2012; 345: e6409).

Die randomisierte Studie war im Jahre 2002 abgebrochen worden, als sich herausstellte, dass unter der kombinierten HRT mehr KHK-Ereignisse und mehr Mammakarzinome diagnostiziert wurden als mit Placebo (JAMA 2002; 288: 321-333).

Auch das Risiko für Schlaganfall und venöse Thromboembolien war erhöht. Die Frauen der WHI-Studie waren aber bei Therapiebeginn im Mittel bereits 64 Jahre alt und seit zehn Jahren postmenopausal.

Es wurde daher spekuliert, dass das höhere Alter mit dem Anstieg des KHK-Risikos zusammenhängen könnte. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse der dänischen Studie bestärkt.

Anstieg des Krebsrisikos

In der Studie war im Mittel schon im Alter von 50 Jahren und sieben Monate nach der Menopause mit der HRT begonnen worden. Behandelt wurde mit 17-ß-Estradiol (kontinuierlich) plus Norethisteronacetat (für zehn Tage pro Zyklus) oder nur mit 17-ß-Estradiol bei hysterektomierten Frauen.

502 gesunde Frauen waren nach dem Zufallsprinzip der HRT zugeteilt worden, davon 407 der kombinierten Therapie, 504 Frauen hatten keine Hormone erhalten.

Nach zehn Jahren wurde die Studie wegen der alarmierenden Daten aus der WHI-Studie abgebrochen - erhöhte Risiken wurden jedoch nicht festgestellt.

Im Gegenteil: Nach zehn Jahren waren Tod, Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt bei 16 Frauen der HRT-Gruppe und 33 Frauen der Kontrollgruppe aufgetreten. Das entspricht einer signifikanten Risikoreduktion um 52 Prozent. Mit HRT waren 15 Frauen gestorben, ohne 26.

Der Rückgang an KHK-Ereignissen wurde nicht mit einem Anstieg des Krebsrisikos erkauft: Bei 36 behandelten und 39 unbehandelten Frauen wurde Krebs festgestellt, bei 10 bzw. 17 Frauen war es Brustkrebs. Auch Schlaganfälle und venöse Thromboembolien traten unter HRT nicht häufiger auf.

Effekte bleiben nach Therapieende erhalten

Diese Effekte blieben auch sechs Jahre nach dem Abbruch der Hormontherapie erhalten: In der Interventionsgruppe waren zu dieser Zeit 33 Frauen gestorben oder wegen Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt stationär behandelt worden, in der Kontrollgruppe ohne HRT waren es 53 Frauen (HR 0,61; p = 0,02).

Die Raten von Krebs, Schlaganfall und Thrombosen waren weiterhin in beiden Gruppen gleich hoch.

Die Studienautoren um Dr. Louise Schierbeck aus Hvidovre schließen daraus, "dass eine Hormontherapie, die kurz nach der Menopause startet und über lange Zeit fortgeführt wird, keine kardiovaskulären Komplikationen auslöst".

Zurückhaltender äußern sie sich allerdings zum Brustkrebsrisiko. Zwar habe die Studie keine Zunahme gezeigt, möglicherweise sei aber eine längere Nachbeobachtungszeit notwendig, um abschließende Aussagen treffen zu können.

Für die Diskrepanz zur WHI-Studie macht das Team um Schierbeck vor allem das unterschiedliche Timing bei der HRT verantwortlich. Immerhin hatte auch eine nachträgliche Teilauswertung der WHI-Studie bei Hormonanwenderinnen unter 60 Jahren eine, wenn auch nicht signifikante Reduktion des KHK-Risikos ergeben.

Zusätzlich könnten die unterschiedlichen Medikamente eine Rolle gespielt haben. In der WHI-Studie waren ein konjugiertes Pferde-Östrogen und Medroxyprogesteron verwendet worden.

US-Studie: Hormontherapien verringerten Depressionen und Angst

Entwarnung in puncto kardiovaskuläres Risiko unter einer Hormonersatztherapie gibt es mittlerweile auch mit dem in der WHI-Studie verwendeten equinen Östrogen, allerdings in einer geringeren Dosierung.

In der aktuellen US-Studie mit dem Akronym KEEPS (Kronos Early Estrogen Prevention Study) erhielten insgesamt 727 gesunde Frauen, bei denen der Beginn der Menopause höchstens drei Jahre zurücklag, randomisiert entweder ein niedrig dosiertes orales Östrogen (konjugiertes equines Östrogen 0,45 mg/Tag) oder ein transdermales Östrogen (t-E2 50 µg/Tag) plus jeweils für einige Tage  pro Behandlungszyklus ein mikronisiertes Progesteron oder statt Hormonen Placebo.

Nach vier Jahren Behandlung zeigte sich, dass die beiden Hormontherapien im Vergleich zu Placebo Symptome wie Hitzewallungen, Depression und Angst verringerten, ohne kardiovaskuläre Erkrankungen zu fördern - beurteilt nach der Intima-Media-Dicke im Ultraschall.

Auch die Brustkrebsrate war mit Hormontherapie nicht erhöht im Vergleich zu Placebo.

Die Ergebnisse der Studie um Dr. JoAnn E. Manson vom Women's Hospital in Boston /Massachusetts wurden auf der Jahrestagung der North American Menopause Society in Orlando/Florida vorgestellt.

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