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Sieben Neuerungen in der Rheuma-Therapie

In der Behandlung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis gelten neue europäische Empfehlungen. Sie betreffen nicht nur die Basistherapie.

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Ergotherapie: Experten kritisieren den seltenen Einsatz bei Rheumakranken.

Ergotherapie: Experten kritisieren den seltenen Einsatz bei Rheumakranken.

© Robert Kneschke / fotolia.com

DÜSSELDORF. Kürzlich wurden aktualisierte europäische Empfehlungen für das Management bei Rheumatoider Arthritis (RA) veröffentlicht.

Professor Klaus Krüger vom Praxiszentrum St. Bonifatius München, Sprecher der Kommission Pharmakotherapie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), hat sieben praxisrelevanten Änderungen beim Rheumatologen-Kongress in Düsseldorf vorgestellt.

- Die Bedeutung der gemeinsam mit dem Patienten getroffenen Entscheidung (shared decision) wurde unterstrichen und als erstes übergeordnetes Therapieprinzip etabliert. "Aus Zeitgründen hapert es häufig daran", kommentierte Krüger.

- Aus dem Therapiewechsel bei Nicht-Erreichen des Therapieziels wurde das Tempo herausgenommen. Nun werden sechs statt drei Monate Zeit eingeräumt.

"Es sollte zwar nach drei Monaten ein deutlicher Effekt des Medikamentes zu sehen sein, aber mit der partiellen Remission hat es bis zum Ende des zweiten Quartals Zeit", sagte Krüger.

- Der Stellenwert der Glukokortikoide wurde neu definiert, da auch ein Prednisolonäquivalent von 5 mg/d mit einem erheblichen Langzeitrisiko verbunden ist.

"Leitgedanke ist nun, dass sie in der Initialphase wichtig sind, aber nach sechs Monaten ausgeschlichen sein sollten." Dies sei allerdings nicht bei allen Patienten umsetzbar, so Krüger.

- Die Basistherapie muss nicht notwendigerweise mit einer Methotrexat-Monotherapie begonnen werden. Es kann alternativ mit einer DMARD (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drug)-Kombination gestartet werden.

- Für den Start der Biologika-Therapie stehen nicht mehr nur TNF-a- Hemmer zur Wahl. Sondern es werden nun gleichwertig auch Abatacept und Tocilizumab, in besonderen Fällen, wie bei einer Tumoranamnese, auch Rituximab, empfohlen.

- Als Alternative bei TNF-a-Hemmer-Versagen wurde die oral verabreichbare Substanz Tofacitinib® in die Empfehlungen aufgenommen. Noch ist sie allerdings in der EU nicht zugelassen.

- Erstmals wurde eine strukturierte Therapie-Deeskalationsstrategie formuliert. Dies komme vielen Patienten sehr entgegen, so Krüger.

Voraussetzung ist eine sechs- bis zwölfmonatige stabile Remission. Als erstes sollten die Glukokortikoide ausgeschlichen werden, dann (aus Kostengründen) die Biologika und schließlich das DMARD.

Zwei Botschaften gab Krüger aufgrund der Daten der Kerndokumentation für das Jahr 2012 noch mit auf den Weg: Deutsche RA-Patienten erhalten moderne Medikamente oft zu spät.

Denn nur drei Prozent der schwer Erkrankten wurden im ersten Jahr mit einem Biologikum behandelt. Und: "Bei den medikamentösen Fortschritten haben wir vergessen, dass Bewegung wichtig ist."

Nur 20 Prozent der Betroffenen erhielten eine Bewegungstherapie und nur drei Prozent Ergotherapie. (kat)

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