RKI
Skepsis am Welt-Lepra-Tag
Ein Jahr vor dem Ende der globalen Lepra-Strategie stellt sich anlässlich des Welt-Lepra-Tags die Frage: Gelingt damit der erhoffte Durchbruch? Das Robert Koch-Institut ist pessimistisch.
Veröffentlicht:BERLIN. Der diesjährige Welt-Lepra-Tag am 27. Januar wird unter dem Motto „Beendigung von Diskriminierung, Stigmatisierung und Vorurteilen“ begangen – Anlass für das Robert Koch-Institut (RKI), ein Fazit zum weltweiten WHO-Aktionsplan gegen Lepra zu ziehen. Die Strategie, die 2020 nach fünf Jahren ausläuft, hatte sich ambitionierte Ziele gesetzt, erinnert das RKI:
- Keine Grad-2-Behinderungen (also Ulzerationen, Lähmungen oder Lagophthalmos mit daraus resultierender Erblindung) mehr bei neudiagnostizierten Kindern,
- die Rate an Neuerkrankungen mit Grad-2-Behinderungen muss bei unter 1 / 1 Million Einwohnern liegen und
- weltweit keine diskriminierenden Gesetze mehr gegenüber Lepra-Betroffenen.
Zahlenspielereien?
„Trotz erfreulicher Entwicklungen ist das Erreichen einer baldigen Elimination der Lepra eher mit Skepsis zu betrachten“, fasst das RKI den Erfolg der Strategie zusammen. Die Einschätzung des ersten Ziels falle schwer, da viele Länder den Indikator der Grad-2-Behinderungen nicht nach Alter aufgeschlüsselt melden.
Bei den 120 Ländern, die diese Vorgabe erfüllten, zeige sich jedoch, dass Grad-2-Behinderungen bei neuentdeckten betroffenen Kindern noch in 32 Ländern vorkommen.
Die Rate an Neudiagnostizierten mit Grad-2-Behinderung lag nach RKI-Angaben 2017 bei 1,6 / 1 Million Einwohner – ein Erfolg im Vergleich mit 2008 (2,5 / 1 Million). „Ob dieser Trend aber fortgeführt werden kann, um 2020 das Ziel von weniger als einem pro einer Million Einwohner zu erreichen, ist fraglich.“
Weltweit verfügten immer noch 38 Länder über 179 diskriminierende Gesetze gegenüber Lepra-Betroffenen. Auch hier falle eine Einschätzung der weltweiten Lage schwer: So fehlten standardisierte Erfassungssysteme, um die Ausprägung der Stigmatisierung zu erfassen. (bae)