Kommentar – Feinstaub und Brustkrebs

Starkes Indiz

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Wenn nun endlich Lungenärzte zu bedenken geben, dass Hochrechnungen zu Todesfällen durch Feinstaub und Stickoxiden auf sehr wackligen Beinen stehen, kann man dem zu 100 Prozent zustimmen. Es reicht eben nicht, zu schauen, ob bestimmte Krankheiten in stark belasteten Regionen besonders häufig auftreten, wenn man nicht weiß, wie die Leute dort leben.

Die plausibelste Erklärung für viele der angenommenen Effekte ist schlicht, dass Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status eher an dicht befahrenen Straßen leben, weil die Wohnungen dort günstiger sind. Und solche Menschen haben aus diversen Gründen ein erhöhtes Risiko für einen ganzen Strauß von Krankheiten.

Sinnvoller ist daher der umgekehrte Weg: Die Luftbelastung von Menschen zu eruieren, deren Lebensstil aus großen Kohortenstudien gut bekannt ist. US-Forscher haben das anhand der Nurses’ Health Studies mit Blick auf die Brustkrebsmortalität getan. Und, siehe da: Je mehr Lebensstilfaktoren sie berücksichtigten, umso schwächer war der Zusammenhang mit der Luftbelastung. Mit einer Ausnahme: Frauen mit Stadium-I-Tumoren starben deutlich früher in Regionen mit schlechter Luft, und das völlig unabhängig von allen anderen Faktoren. Das ist wiederum ein starkes Indiz dafür, dass an den schädlichen Effekten dicker Luft doch etwas dran ist.

Lesen Sie dazu auch: Nurses’ Health Studies: Was hat Feinstaub mit der Prognose bei Brustkrebs zu tun? NOx-Debatte: Pneumologen rügen Pneumologenvorstoß zu Feinstaub-Werten

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