Neuer Ansatz gegen Demenz?
Strom lässt Senioren schlummern
BERLIN. Elektrostimulation des Gehirns während der Mittagsruhe verhilft Senioren zu erholsamerem Schlaf und verbessert das Bildergedächtnis. Das hat eine Studie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin ergeben (NeuroImage 2016; online 2. Juli).
Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) sieht in den Ergebnissen einen möglichen Ansatz, Demenz bei Senioren vorzubeugen.
Die Berliner Experten um Professor Agnes Flöel baten 18 gesunde Probanden zwischen 50 und 80 Jahren zu drei Sitzungen ins Schlaflabor und gaben ihnen je 90 Minuten Zeit, einen Mittagsschlaf zu halten. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt während des Schlafs eine transkranielle oszillierende Hirnstimulation, teilt die DGKN mit.
Bei den Probanden der Kontrollgruppe wurden ebenfalls Elektroden an, durch die aber kein Strom floss. Während der Schlafenszeit erstellten die Forscher von jedem Teilnehmer ein Elektroenzephalogramm (EEG), um Veränderungen in der Hirnaktivität abzulesen.
Mehr Schlafspindeln
Bei elektrisch stimulierten Probanden fanden sie mehr Schlafspindeln – ein bestimmtes Muster im EEG – als bei der Kontrollgruppe. "Diese Strukturen sind ein Zeichen dafür, dass das Gehirn Wahrnehmungsreize aus der Umwelt abblockt", wird Flöel, die als 1. Vizepräsidentin dem Vorstand der DGKN angehört, in der Mitteilung zitiert.
"Eine hohe Zahl Schlafspindeln im EEG steht also für einen tieferen und erholsameren Schlaf. Außerdem weiß man, dass Schlafspindeln eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung von Erinnerungen während des Schlafs spielen.
Um die Gedächtnisleistungen der Probanden zu prüfen, führten die Experten jeweils vor und nach der Schlafphase unter anderem einen Bilderkennungstest durch: Vor dem Einschlafen sollten sich diese 38 Bilder merken, die ihnen auf einer Leinwand vorgeführt wurden.
Nach der Schlafphase wurden 38 neue Bilder zufällig hinzugemischt. Die Probanden sollten die bekannten Bilder identifizieren. Die Gruppe mit elektrischer Stimulation schnitt in diesem Test nach dem Mittagsschlaf besser ab als davor, während die Gruppe mit Scheinstimulation sich verschlechterte.
Tests für andere Gedächtnisfunktionen ergaben keine Unterschiede im Leistungsvermögen. (eb)
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