ComFluCOV

Studie: Gleichzeitig gegen Influenza und COVID impfen ist sicher

Eine neue Studie spricht für die Koadministration von Grippe- und COVID-Impfstoffen. Sicherheit und Immunogenität werden nur wenig beeinträchtigt.

Von Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Gleich auch eine Impfung in den anderen Arm? Studiendaten stützen die Empfehlung der kombinierten Influenza-COVID-Impfung.

Gleich auch eine Impfung in den anderen Arm? Studiendaten stützen die Empfehlung der kombinierten Influenza-COVID-Impfung.

© DragonImages / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Die Grippeimpfung gerät vor dem Hintergrund der Diskussion um die COVID-Booster etwas ins Hintertreffen. Doch auch der Schutz gegen Influenza bleibt in diesem Winter wichtig. Weil die Grippewelle letzte Saison ausgeblieben war, haben viele Menschen ihre natürliche Abwehr nicht durch (subklinische) Influenza-Infektionen aufgefrischt. Die Zahl der für Influenza besonders vulnerablen Menschen ist gestiegen. Und vor allem in Risikogruppen kann auch Influenza eine potenziell tödliche Krankheit sein, haben Forscherinnen und Forscher bei einem Webinar der European Scientific Working Group on Influenza (ESWI) betont.

Wie aber lassen sich die Grippe-Impfung und die außerdem anstehenden COVID-Booster unter einen Hut bringen? Viele Ärzte zögern noch, beide Impfungen, wie von der STIKO empfohlen, bei einem Termin zu verabreichen. Die aktuelle englische Studie ComFluCOV spricht jetzt aber erneut für das Vorgehen: Zahl und Ausprägung von Impfreaktionen nimmt dabei nicht signifikant zu, und die Immunogenität der einzelnen Impfstoffe nimmt kaum ab (Lancet 2021; online 11. November).

Studie mit 679 Erwachsenen

Die Ergebnisse von ComFluCOV hat Erstautorin Dr. Rajeka Lazarus vom University Hospitals Bristol and Weston NHS Foundation Trust in England bei dem ESWI-Webinar vorgestellt. Getestet wurden darin zwei COVID-Impfstoffe (Comirnaty® und Vaxzevria®) jeweils in Kombination mit Placebo oder einem von drei unterschiedlichen Influenza-Impfstofftypen der Saison 2020/21 (trivalent: MF59C adjuvantiert für Senioren ab 65 sowie zweimal quadrivalent: zellulär und rekombinant für jüngere Erwachsene). Diese Impfstoffe sind in England unter den Namen FluAd und Flucelvax (beide Seqirus) sowie Flublok (Sanofi) auf dem Markt.

Gleichzeitiges Impfen von Risikopatienten soll Ärzte bei Impfterminen entlasten.

Dr. Rajeka Lazarus, University Hospitals Bristol and Weston NHS Foundation Trust

Insgesamt 679 Erwachsene nahmen an der von April bis Juni vorgenommenen Studie teil. Sie wurden je einer von sechs Gruppen zugewiesen mit allen möglichen Paarungen der Impfstoffe:

  • Comirnaty®/FluAd, Comirnaty®/ Flucelvax und Comirnaty®/Flublok
  • Vaxzevria®/FluAd, Vaxzevria®/Flucelvax und Vaxzevria®/Flublok.

Bei der COVID-Erstimpfung wurden je die Hälfte der Probanden in den Gruppen nach dem Zufallsprinzip entweder mit dem jeweiligen Influenza-Partner oder einem Placebo geimpft. Bei der COVID-Zweitimpfung erhielten die Placebo-Patienten der Erstimpfung den Grippeimpfstoff oder umgekehrt.

Keine Unterlegenheit im Vergleich zur Monoimpfung

Ergebnis: Bei der COVID-Erstimpfung hatten von 330 zusätzlich Influenza-Geimpften 77 Prozent binnen sieben Tagen mindestens eine systemische Impfreaktion (hauptsächlich Fatigue); in der Placebogruppe waren es 75 Prozent. Bei vier Gruppen mit Koadministration zeigte sich hier keine statistisch signifikante Unterlegenheit im Vergleich zur Monoimpfung. Bei zwei Gruppen (Vaxzevria®/ FluAd und Comirnaty®/Flublok) ergab sich eine mögliche leichte Überschreitung der Toleranzschwelle (25 Prozent mit Reaktionen). Die meisten systemischen Reaktionen waren mild bis moderat. Schwere Reaktionen wurden bei 5 Prozent der Probanden mit Koadministration und 3 Prozent mit Monoimpfung registriert.

Ähnliche Ergebnisse wurden bei der COVID-Zweitimpfung mit und ohne Koadministration erzielt. Neun von allen 670 Teilnehmern (1 Prozent) gaben wegen Nebenwirkungen bei einem Impftermin an, künftig keine koadministrierten Impfstoffe mehr zu wollen, davon hatten sechs Placebo- und drei Influenza-Impfstoff erhalten. Elf (3 Prozent) von 356 berufstätigen Teilnehmern blieben 0,5–2 Tage wegen Nebenwirkungen der Arbeit fern.

Die Ergebnisse zeigen, dass Koadministration der sechs Kombinationen von Influenza- und Grippe-Impfstoffen sicher ist, mit tolerierbarem Maß an Impfreaktionen, so Lazarus. Zudem bleibt die Immunogenität der Vakzinen, gemessen an der Antikörperproduktion, erhalten. Gleichzeitiges Impfen von Risikogruppen sollte Ärzte bei Vergabe von Impfterminen entlasten.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Metaanalyse von 94 Studien

Ein Viertel der Long-COVID-Kranken hat Depressionen

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Viele gesunde Lebnesmittel, darunter Gemüse, Lachs und Sesam, liegen auf einem Tisch.

© aamulya / stock.adobe.com

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Moderne Grafik eines Gehirns und eines Darms nebeneinander. Der Hintergrund ist mehrfarbig.

© KI-generiert watz / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Ein Modell eines Herzens steht auf einem Tisch.

© Jonima / stock.adobe.com (Generi

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg