Kommentar
Süße Industrie-Bescherung
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner bleibt ihrer Linie treu: sich nur nicht mit der Lebensmittelindustrie anlegen. Bereits vor mehreren Wochen hatte die Ministerin mit Vertretern der Industrie eine Grundsatzvereinbarung für Fertigprodukte unterzeichnet, am Mittwoch hat ihre „Nationale Reduktionsstrategie“ vom Bundeskabinett grünes Licht bekommen.
Hauptziel: die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten. So soll der Zuckergehalt etwa für Softdrinks bis 2025 um 15, in Kinder-Frühstücksriegeln sogar um 20 Prozent reduziert werden. Und zieht die Industrie nun mit? Einerseits will sie sich bei den angestrebten Zielen überprüfen lassen, andererseits beharrt sie auf die Freiwilligkeit. Was heißt das konkret?
Die Ministerin bleibt hier unklar, spricht von einem Begleitgremium, das die Schritte überprüfen soll. Die erste Erfolgsüberprüfung ist auf den Herbst 2019 terminiert. Umweltverbände trauen dem Braten nicht und prognostizieren, dass die Strategie floppen werde. Damit könnten sie recht behalten, wenn man sich die unendliche Geschichte um eine Zuckersteuer in Erinnerung ruft.
Sollte sich hier nicht auch das Gesundheitsressort langsam zu Wort melden – mit dem dezenten Hinweis auf eine nationale Strategie zur Bekämpfung des Diabetes?
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