Tätowierungen wirken eher aggressiv als attraktiv

GÖTTINGEN. (pid) Was haben Stephanie von Monaco, der Boxer Mike Tyson und die Punkdiva Nina Hagen gemeinsam? All diese Prominenten tragen Tattoos auf ihrer Haut. Tätowierungen sind "in" und in allen gesellschaftlichen Schichten verbreitet. Wer allerdings glaubt, damit seine Attraktivität steigern zu können, könnte sich getäuscht haben.

Veröffentlicht:

Verhaltensforscher der Universität Göttingen haben in einer Studie festgestellt, dass Tätowierungen in erster Linie als aggressiv und nicht als anziehend empfunden werden. Die Wissenschaftler unter Leitung von Professor Peter Kappeler befragten über 220 Tätowierte nach ihrer Motivation und untersuchten, welche Signale von Tattoos ausgehen.

Die Befragung ergab, dass über die Hälfte der Tätowierten nur eine Verzierung besaß. 22 Prozent waren an zwei Stellen tätowiert, der Rekord lag bei 23 Tätowierungen. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer lassen sich meistens an Armen und Beinen tätowieren. Frauen haben dagegen auch häufig Tattoos an Rücken, Bauch und Po, also an Stellen, die meist durch Kleidung verdeckt sind.

Männer bevorzugen damit Körperteile, die sich mit Dominanz assoziieren lassen, Frauen geht es eher um Attraktivität, schließen die Verhaltensforscher daraus. Dies zeigt sich auch an der Motivauswahl: Frauen lassen sich vor allem Motive wie Blumen oder Tiere tätowieren, Männer haben dagegen eher ein Faible für Motive wie Totenköpfe. Am beliebtesten sind allerdings abstrakte Formen, die so genannten Tribals.

Gründe, warum sich Menschen tätowieren lassen gibt es viele: Manche Befragten betrachteten ihre Tätowierung als Schmuckstück oder Kunstwerk, andere als Ausdruck von Rebellion. Einige wolle damit ihre Individualität ausdrücken, andere ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Manche genießen sogar die Schmerzen beim Tätowieren.

Die meisten Befragten erhielten ihre erste Tätowierung zwischen 18 und 21 Jahren. Dies hat die Forscher nicht verwundert: Schließlich ist diese Altersgruppe nicht nur sehr anfällig für Modephänomene, sondern auch auf dem "Partnermarkt" besonders präsent. Und dort können Tattoos durchaus bedeutsam sein, weil sie Aufmerksamkeit erregen. Dies bestätigte sich bei einem Experiment, bei dem die Augenbewegungen der Betrachter aufgezeichnet wurden. Ergebnis: Tätowierungen wurden länger und intensiver betrachtet als Schmuckstücke oder Narben.

Doch die Signalwirkung wird von Betrachtern nicht zwangsläufig positiv aufgenommen, wie die Forscher auch feststellten. Sie präsentierten 100 Testpersonen die Körper von Männern und Frauen mit und ohne Tätowierungen. Tätowierte wurden dabei durchweg eher negativ beurteilt und als "aggressiv" und "dominant" empfunden.

Am kritischsten äußerten sich Frauen über tätowierte Geschlechtsgenossinnen, die sie auch als "weniger attraktiv" und "weniger gesund" bewerteten. Tätowierte Männer empfanden sie dagegen als "maskuliner". Damit erfüllen Tattoos zumindest einen Zweck: Mit ihnen kann "Mann" sowohl potenziellen Partnerinnen als auch Rivalen imponieren.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fallbericht über Typ-IV-Allergie

Dexpanthenol kann massive Kontaktdermatitis auslösen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Silouetten von Menschen in unterschiedlichen Farben.

© tydeline / stock.adobe.com

SAID, SIDD, SIRD, MOD und MARD

Das steckt hinter den fünf neuen Diabetes-Subtypen

Organ wird bei OP entnommen

© horizont21 / stock.adobe.com

Vom Opt-in zum Opt-out

Studie: Widerspruchslösung erhöht Organspende-Zahlen nicht