Thorax-Röntgen taugt nicht zur Krebsfrüherkennung
Jährliche Röntgen-Aufnahmen des Brustkorbs verbessern nicht die Überlebenschancen bei Lungenkrebs - jedenfalls wenn die Diagnostik zur Früherkennung eingesetzt wird. Die Todesfälle gingen in einer US-Studie nicht zurück.
Veröffentlicht:BETHESDA (BS). Den Nutzen jährlicher Röntgen-Thorax-Untersuchungen über vier Jahre zur Früherkennung von Lungenkrebs haben US-Forscher in einer randomisierten Studie untersucht (JAMA, online 26. Oktober).
154.901 Männer und Frauen im Alter von 55 bis 74 Jahren nahmen daran teil. Etwa 42 Prozent der Probanden waren Ex-Raucher und 10 Prozent Raucher.
Über vier Jahre hinweg jährlich eine Röntgen-Thorax-Untersuchung
Der Hälfte von ihnen wurde vier Jahre lang jährlich eine Röntgen-Thorax-Untersuchung angeboten. Die übrigen Studienteilnehmer erhielten nur die übliche medizinische Versorgung.
Die Nachbeobachtungszeit betrug im Anschluss maximal 13 Jahre (Median knapp 12 Jahre).
307 Bronchialkarzinome durch das Screening entdeckt
In dieser Zeit wurden in beiden Gruppen gleich häufig Bronchialkarzinome diagnostiziert: 20,1 Fälle pro 10.000 Personenjahre in der Interventionsgruppe und 19,2 Fälle in der Kontrollgruppe.
307 von 1696 Bronchialkarzinomen in der Interventionsgruppe (18 Prozent) wurden durch das Screening zutage gefördert, 198 wurden während der Screening-Periode entdeckt und die Übrigen im Anschluss an die Screeningperiode.
Bei über 12.000 Teilnehmern mindestens ein falsches Ergebnis
Der Krebs wurde dabei nicht in früheren Stadien als in der Vergleichsgruppe diagnostiziert. Bei 12.718 Teilnehmern war mindestens einmal ein Ergebnis falsch-positiv.
An Lungenkrebs starben in der Interventionsgruppe 1213 Teilnehmer, in der Kontrollgruppe waren es 1230. Die Mortalitätsraten betrugen damit 14,0 (Intervention) und 14,2 (Kontrolle) pro 10.000 Personenjahre.
"Keinen wesentlichen Nutzen"
Die Daten belegen, dass vier jährlich durchgeführte Thorax-Röntgen-Untersuchungen "keinen wesentlichen Nutzen" haben, um Todesfällen durch Bronchialkarzinome vorzubeugen, so die Studienautoren um Dr. Philip C. Prorok vom US-National Cancer Institute (NCI) in Bethesda.
Selbst wenn man einen Verdünnungseffekt durch die nachfolgenden neun Jahre ohne Screening annehme, sei die anfängliche Mortalitätsreduktion nicht statistisch signifikant.
Niedrigdosis-CT eine Alternative
Eine Alternative für das Screening auf Bronchialkarzinome könnte die Niedrigdosis-CT sein, wie kürzlich der National Lung Screening Trial ergeben hat (NEJM 2011; 365: 395).
Zumindest bei starken (Ex-)Rauchern konnte damit im Vergleich mit konventionellem Röntgen-Screening die Lungenkarzinom-Sterberate relativ um 20 Prozent reduziert werden.
Die deutschen Fachgesellschaften für Pneumologie und für Radiologie warnen aber anlässlich der Publikation ausdrücklich vor unkritischem Einsatz der CT und dem hohen Risiko für falsch-positive Befunde.