Trägheit - weltweiter Schädling
Ob Diabetes, KHK, Darm- oder Brustkrebs - weltweit ließen sich bis zu zehn Prozent solcher Erkrankungen verhindern. Die Menschen müssten sich nur ein bisschen mehr bewegen.
Veröffentlicht:HBOSTON (mut). Sport ist Mord - an dieses Vorurteil dürfte kaum noch jemand glauben. Kein Sport ist Selbstmord, so Präventionsmediziner aus Boston.
Sie hatten berechnet, welcher Anteil bei den wichtigsten nicht-übertragbaren Erkrankungen auf Bewegungsmangel zurückzuführen ist und welche Auswirkungen es hätte, wenn alle Menschen weltweit mindestens die von der WHO empfohlenen 150 Minuten pro Woche an leichter bis moderater Aktivität (etwa Wandern, gemütliches Radfahren, Spazierengehen) oder 75 Minuten intensiver Aktivität (etwa Joggen) nachkommen würden (Lancet 2012, online 18. Juli).
Dabei griffen die Forscher auf WHO-Erhebungen für die einzelnen Ländern zurück und auf Metaanalysen epidemiologischer Studien.
Berücksichtig wurden dabei etwa der Anteil körperlich Inaktiver in der Bevölkerung, deren Anteil bei den unterschiedlichen Erkrankungen und bei den Gesunden sowie das Risiko, bei Bewegungsmangel zu erkranken.
Bewegung: 0,7 Lebensjahre mehr
Weltweit ist etwa ein Drittel (35,2 Prozent) körperlich inaktiv, erfüllt also nicht die entsprechenden WHO-Kriterien. Bei diesen Personen sind die Raten für KHK um 33 Prozent, für Typ-2-Diabetes um 63 Prozent, für Brustkrebs um 34 Prozent sowie Darmkrebs um 43 Prozent erhöht.
Die Gefahr, verfrüht aus dem Leben zu scheiden, ist um 43 Prozent höher als bei aktiven Personen.
Daraus berechneten die Forscher um Dr. I-Min Lee, dass knapp 6 Prozent aller KHK-, 7 Prozent aller Diabetes- und sowie je 10 Prozent der Brust- und Darmkrebserkrankungen auf mangelnde Bewegung zurückzuführen sind.
Inaktivität ist auch der Grund für jeden zehnten Todesfall, der vor Erreichen der statistischen Lebenserwartung auftritt. Weltweit würde sich die Lebenserwartung um 0,7 Jahre erhöhen, wenn niemand mehr inaktiv wäre.
Zwischen den einzelnen Ländern gibt es große Unterschiede: Lassen sich in den USA jeweils 12 Prozent der Brust- und Darmkrebserkrankungen auf Bewegungsmangel zurückführen, so sind es in Deutschland nur 7,4 und 8,3 Prozent.