Neurochirurgie
Transfer von Nerven hilft Tetraplegikern
Durch den Transfer von Nerven und Sehnen können Tetraplegiker wieder Hände und Arme etwas bewegen, berichten australische Ärzte.
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Zugreifen und den Unterarm wieder bewegen können: Einige der behandelten Tetraplegiker können einen Rollstuhl wieder in Fahrt setzen.
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MELBOURNE. Neurochirurgen der Organisation Austin Health in Australien haben bei 16 Tetraplegikern funktionale Nerven oberhalb der Wirbelsäulenverletzung am sechsten Halswirbel mit paralysierten Nerven darunter verbunden. In Kombination mit Sehnentransfer in einem Arm und intensiver Physiotherapie ließen sich damit einige Funktionen der Hand und des Unterarms wieder herstellen, wie das Team um Dr. Natasha van Zyl berichtet (Lancet 2019; online 4. Juli).
Nach den Eingriffen sowie dem intensiven Training konnten 13 der 16 Patienten wieder ihren Arm nach vorne ausstrecken und mit ihrer Hand Objekte greifen, festhalten und bewegen, heißt es in einer Mitteilung des Fachjournals. Dies ermögliche es ihnen, zum Beispiel wieder eine Tasse zu halten, ihre Zähne zu putzen, einen Computer zu bedienen oder mit der Hand zu schreiben.
Zusätzlich zu diesen feinmotorischen Fortschritten konnten die Patienten durch Strecken und Beugen ihres Ellenbogen-Gelenks wieder einen Rollstuhl mit eigener Kraft bewegen oder sich selbst vom Rollstuhl in ein Auto hieven.
Die 13 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren waren nach Halswirbelverletzungen infolge von Verkehrs- oder Sportunfällen an allen vier Gliedmaßen gelähmt. „Für Menschen mit Tetraplegie ist die Verbesserung der Handfunktion das wichtigste Einzelziel“, wird van Zyl in der Mitteilung zitiert.
Voraussetzung für die Behandlung war, dass das Rückenmark nicht oberhalb des sechsten Halswirbels verletzt war. Dies ermöglichte es den Chirurgen, noch funktionsfähige Nervenstränge von oberhalb der Verletzung so umzuleiten, dass sie den gelähmten Armmuskeln wieder Impulse gaben.
„Wir konnten zudem zeigen, dass sich der Nerventransfer gut mit klassischem Sehnentransfer kombinieren lässt“, berichtete van Zyl. Allerdings: Drei der Patienten haben nicht auf die Therapie angesprochen. Jetzt müsse daher geklärt werden, welche Patienten von den Eingriffen am besten profitieren können. Die Nerventransfers sollten bei den Patienten zudem möglichst sechs bis zwölf Monate nach dem Unfall vorgenommen werden.