Querschnittstudie
Viel Fisch und Gemüse – mehr Spermien
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Art der Ernährung und der Qualität von Spermien und Sperma? Ein Forscherteam ist dieser Frage jetzt nachgegangen.
Veröffentlicht:Kopenhagen. Seit Jahrzehnten verschlechtert sich die Spermaqualität bei Männern in den Industrienationen. Ursachen werden viele diskutiert. Von Bedeutung könnte auch die Art der Ernährung sein.
Ein Forscherteam um Professor Lærke Priskorn von der Universität in Kopenhagen hat in einer Querschnittstudie mit rund 3000 Teilnehmern untersucht, wie Ernährungsweise und Spermaqualität miteinander zusammenhängen.
Als Probanden kamen alle jungen Männer ab 18 Jahre in Frage, die sich zwischen April 2008 und Mai 2017 in Kopenhagen zur Musterung vorgestellt hatten (JAMA Netw Open. 2020; 3(2):e1921610).
Studienteilnehmer füllten Fragebögen aus
Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 19 Jahre alt und überwiegend (78 Prozent) normalgewichtig. Der Fertilitätsstatus war unbekannt. Die Ernährungsgewohnheiten wurden anhand eines Fragebogens ermittelt.
Die Männer sollten eintragen, wie häufig sie innerhalb der letzten drei Monate bestimmte Lebensmittel gegessen hatten. Abgefragt wurden insgesamt 136 verschiedene Nahrungsmittel, unter anderem Pizza, warm zubereitetes rotes Fleisch, Fruchtsäfte, warm zubereiteter Fisch, Sojamilch und vieles mehr.
Unterschieden wurden schließlich vier Ernährungsstile:
- die Western-Style-Diät, die vor allem Pizza, Pommes, verarbeitetes Fleisch, Weißmehlprodukte und gesüßte Getränke beinhaltet,
- der gesunde Ernährungsstil mit viel Fisch, Hühnchen, Gemüse und Obst,
- ein sogenannter Open-Sandwich-Stil mit einem hohen Anteil an kalt verarbeitetem Fleisch, kaltem Fisch, Vollkornprodukten, Mayonnaise, Gewürzen und Milchprodukten sowie
- der vorwiegend vegetarische Ernährungsstil mit viel Gemüse, Soja, Milch und Eiern.
Bessere Spermien bei gesunder Ernährung
Die Art und Weise, wie sich die Männer ernährten, war tatsächlich mit der Spermaqualität assoziiert. Die Gesamtzahl der Spermien pro Ejakulat lag zum Beispiel bei Männern, die sich konsequent gesund ernährten, mit median 167 Millionen am höchsten, gefolgt von Männern, die sich vorwiegend vegetarisch (151 Millionen) bzw. gemäß des Open-Sandwich-Stils (146 Millionen) ernährten. Am schlechtesten schnitten die Männer ab, die intensiv dem Western-Style frönten, sie kamen gerade einmal auf median 122 Millionen Spermien.
Ein ähnlicher Zusammenhang ließ sich auch für das Hodenvolumen sowie die Spermaqualitätsparameter Motilität und Morphologie finden.
Mit Blick auf das Fünftel der Männer in jeder Gruppe, das die jeweilige Ernährungsform am konsequentesten umsetzte, war die Gesamtspermienzahl der Teilnehmer, die sich gesund oder überwiegend vegetarisch ernährten, signifikant höher als die der Western-Style-Gruppe, um median 68 beziehungsweise 32 Millionen Spermien.
Während in der Western-Style-Gruppe mit zunehmender Adhärenz die Gesamtspermienzahl gesunken war, maximal um 26 Millionen, stieg sie in der Gruppe mit gesunder Ernährung um maximal 43 Millionen. Ähnliches galt für die Parameter der Hodenfunktion, Inhibin B/FSH-Ratio und freies Testosteron/LH-Ratio.
Ernährungsumstellung als Therapie?
Wie sich Männer ernähren, nehme offenbar Einfluss auf deren Spermaqualität, so das Resümee der Studienautoren. Unter einer zuckerreichen, fettreichen und ballaststoffarmen Ernährung, der sogenannten Western-Style-Diät, scheint die Spermaqualität zu leiden, wenn auch die Frage der Kausalität anhand dieser Studie nicht beantwortet werden kann.
Umgekehrt ist eine gesunde Ernährung mit einer deutlichen Verbesserung assoziiert. Auch die Marker der Hodenfunktion fallen bei gesunder Ernährungsweise günstiger aus.
Nach Ansicht der Studienautoren könnte die Ernährungsumstellung möglicherweise als therapeutischer Ansatz genutzt werden, um die Spermaqualität junger Männer zu verbessern.