Auf Geflügelfleisch

Viele gefährliche Keime

Geflügelfleisch ist beliebt. Allerdings werden in Proben immer wieder multiresistente Keime und andere gefährliche Bakterien gefunden. Die Praxis der Geflügelschlachtung müsse umfassend verbessert werden, mahnen Experten.

Veröffentlicht:

BERLIN. Gefährliche Bakterien auf Geflügelfleisch bleiben in Deutschland ein Problem.

Bei etwa der Hälfte der Proben geschlachteter Masthähnchen seien 2013 potenziell krankmachende Keime nachgewiesen worden, teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mit.

Bei frischem Hähnchenfleisch sei dies bei fast 38 Prozent der Proben so gewesen. In den vergangenen fünf Jahren wurden demnach keine Fortschritte erzielt.

Antibiotikaresistente Keime häufig

Auch antibiotikaresistente Keime würden immer wieder entdeckt - weit häufiger als bei Rindfleisch. Die Hygienepraktiken bei der Geflügelschlachtung müssten umfassend verbessert werden.

Geflügelfleisch ist in Deutschland beliebt: Jeder Bürger isst im Schnitt fast 20 Kilogramm pro Jahr.

Deutlich erhöht hat sich im Vergleich zum Zoonosen-Monitoring 2011 die Rate mit Campylobacter-Bakterien belasteter Proben bei geschlachteten Masthähnchen: Sie stieg von knapp 41 auf gut 52 Prozent.

Beim Menschen können die Erreger schweren Durchfall verursachen. "Angesichts der hohen Zahl an Erkrankungen des Menschen an einer Campylobacter-Infektion besteht aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes Handlungsbedarf", hieß es in der Mitteilung.

Multiresistente Staphylococcus aureus (MRSA), die gegen mehrere Klassen von Antibiotika immun sind, wurden auf fast der Hälfte der Masthähnchen-Schlachtkörper und in rund 20 Prozent der Proben von frischem Hähnchenfleisch nachgewiesen.

Schlachtkörper von Mastrindern (5,0 Prozent positive Proben) und frisches Rindfleisch (5,5 Prozent) seien im Vergleich deutlich seltener mit solchen Bakterien kontaminiert.

Besiedlung des Menschen nur in seltenen Fällen

"Eine Besiedlung des Menschen mit diesen Nutztier-assoziierten MRSA-Stämmen scheint jedoch nur in seltenen Fällen zu schweren Krankheitserscheinungen zu führen", hieß es vom BVL.

Zoonosen sind Infektionen, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Die Erreger können zum Beispiel während der Schlachtung und Weiterverarbeitung von Nutztieren auf das Fleisch gelangen.

Auf diese Weise kontaminierte Lebensmittel stellen eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar.

Beim Zoonosen-Monitoring 2013 wurden den Angaben zufolge 5669 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette auf das Vorkommen von über Lebensmittel übertragbaren Erregern untersucht. (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Resistenzen

Leopoldina: Kluge Anreize für neue Antibiotika nötig

Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 12.03.201515:14 Uhr

Hallo Herr @Dr. Claus-Werner Brill, das Wort Hysterie einfach vermeiden wenn es um die USA geht,

Das ist nun mal zufällig der größte Agrarexporteur der Welt und der "Hähnchenkrieg" (Hormongabe) mit denen hat ja nun schon historische Bedeutung.
Gesundheit sollte vor Kommerz stehen.
Chlordioxid ist heute kein zugelassener Lebensmittelzusatzstoff, seine E-Nummer E926 ist in aktuellen Listen von Lebensmittelzusatzstoffen nicht aufgeführt. Vielleicht lässt sich die Angelegenheit ja mit Grenzwerten entschärfen, da das Zeug ja auch schon bei PET-Flaschen verwendet wird. Aber auch bei Einhaltung von Grenzwerten sind die Amerikaner nicht besonders zuverlässig.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 12.03.201514:53 Uhr

hier geht schon einiges durcheinander, nun ja "dpa"

Man muss zwischen "Besiedlung" und Krankheit einschließlich "Zoonose" bitte unterscheiden.
Deshalb wird das Problem in der Landwirtschaft heftigst ignoriert!!!
Selbstverständlich "besiedeln" diese MRSA Keime auch den Mensch ohne ihn IN DER REGEL krank zu machen, Bauern sind voll davon, trotzdem gibt es keine "Resistenz" gegen solche Keime! kommen sie in eine Wunde oder in einen kranken Menschen (Intensivstation) können sie den natürlich umbringen.
Das Hauptproblem bei Geflügel sind allerdings die Salmonellen von Huhn UND Ei!
und deshalb muss man BEIDES obligatorisch ausreichend erhitzen
und nach der Zubereitung auch die Hände waschen, damit diese Salmonellen nicht im Salat auftauchen,
was immer wieder vorkommt.
Yersinien sind im Gegensatz zu Staphylokokken dagegen keine "Besiedler", sondern Krankheitskeime und eine zunehmende Gefahr auch bei Schweine- und Rindfleisch, sie sind "psychrotrop" und wachsen auch im Kühlschrank weiter, was ein ordentlicher Staphylokokkus unterlässt.

mfG

Dr. Claus-Werner Brill 12.03.201508:45 Uhr

"Chlorhühnchen-Debatte"

Rund um das Freihandelsabkommen mit den USA gibt es ja bei uns die bisweilen als "hysterisch" gegeißelte Chlorhühnchen-Debatte. In Amerika werden Hühnchen nach dem Schlachten mit Chlordioxid behandelt. Ich habe nie verstanden, wo das Problem liegt - vielleicht nur im Verbalen?

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen Verschwendung

Warum ein Kardiologe Kunstwerke aus Müll macht

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung