Kommentar zur Lungenembolie
Vorsicht vor dem Röhren-Reflex
Die Angst, den "stillen Killer" zu übersehen, ist groß: An den Folgen einer Lungenembolie sterben in Deutschland jährlich etwa 40.000 Patienten.
In Aufklärungskampagnen (gesponsert von Herstellern von Antikoagulanzien) ist die Rede von tragischen, da angeblich leicht vermeidbaren Todesfällen ("Mein Mann hätte nicht sterben müssen!").
Wer will sich da den Vorwurf eines Versäumnisses einhandeln, nur weil man ein leicht verfügbares Verfahren, die CT-Angiografie der Lunge, nicht eingesetzt hat? US-Autoren empfehlen im BMJ zu Recht, sich nicht durch Schreckensmeldungen zu sinnloser Überdiagnostik verleiten zu lassen.
Ein hämodynamisch stabiler Patient mit niedrigen Werten im Wells-Score muss nicht reflexhaft in die Röhre. Ein negativer D-Dimer-ELISA spricht ebenso gegen ein akut lebensbedrohliches Geschehen wie ein echokardiografischer Normalbefund.
Und ein Patient, bei dem der Ultraschall bereits eine Beinvenenthrombose aufgedeckt hat, muss ohnehin antikoaguliert werden; warum ihn also zusätzlich mit CT belasten?
Auch ein Zuviel an Diagnostik kann schaden: durch Strahlung, durch das Spritzen nephrotoxischer Kontrastmittel und durch eine unnötige, aber nebenwirkungsträchtige Therapie im Falle eines Zufallsbefunds.
Lesen Sie dazu auch: V.a. Lungenembolie: Nicht reflexhaft zur CT!