Laborbefund
Was steckt hinter der Leukozytose?
WIESBADEN. Das Blutbild gehört zu den häufigsten Laboruntersuchungen. Nicht selten findet sich eine Leukozytose als Zufallsbefund. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich jedoch um etwas Harmloses.
Von einer Leukozytose spricht man bei einer Zahl der weißen Blutkörperchen über 11.000/µl. „Dies ist häufig durch eine Granulozytose bedingt“, so Dr. Jens Panse, Universitätsklinik Aachen beim Internistenkongress.
Der Anstieg der neutrophilen Leukozyten sei das früheste humoralpathologische Geschehen im Verlauf zahlreicher Erkrankungen, aber auch physiologischer Reaktionen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle handelt es sich dabei um eine reaktive Leukozytose, eine myeloische Neoplasie ist sehr selten.
Die Ursachen einer solchen reaktiven Leukozytose sind vielfältig: bakterielle oder autoimmune Entzündungen, Stress, extreme Temperaturen, postprandial, Sport, Schwangerschaft, Vergiftungen, Rauchen, Medikamente und Zelluntergang bei Herzinfarkt oder Schlaganfall. „Am häufigsten ist das Rauchen die Ursache“, so Panse. Nach einem Rauchstopp sei die Leukozytose sehr rasch reversibel, während die Monozytose und die Lymphozytose bis zu fünf Jahre weiter bestehen können.
Bei den medikamentösen Ursachen stehen die Steroide an der Spitze. Der Anstieg der Leukozyten unter einem Steroid wird nicht durch eine Stimulation des Knochenmarks induziert.
Dies würde viele Tage dauern. Vielmehr werden diejenigen Granulozyten, die an der Wand der Gefäße haften, durch das Steroid in das Blut freigesetzt, so dass der Anstieg der Leukozyten schon nach einigen Stunden nachweisbar ist. Die Stress-induzierte Leukozytose ist in der Regel nach 48 Stunden wieder verschwunden.
Doch was spricht für eine maligne Leukozytose? Das sind neben klinischen Symptomen eine Erhöhung von BSG, LDH, Vitamin-B 12, eine deutliche Leukozytose mit Werten > 50.000µ/l und Veränderungen der anderen Blutzellen also Anämie, Thrombopenie bzw. Thrombozytose oder Polyglobulie. Solche Befunde sind verdächtig auf eine Leukämie, ein Lymphom oder eine myeloproliferative Neoplasie, so dass eine weitere Abklärung zwingend erforderlich ist. (sti)