Kritik an Bluttests bei Bewerbern / "Niedrigste Neuinfektionsrate in Europa"
BERLIN (ble/ple). Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat scharfe Kritik an der Praxis einiger Arbeitgeber geübt, von Bewerbern vor der Einstellung Blutuntersuchungen zu verlangen. Er halte das für falsch, sagte der Minister bei einer Aktion zum heutigen Welt-Aids-Tag.

Symbol für Isolation bei HIV: eine riesige Blase in der Mitte Berlins.
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"Das steht im Gegensatz zu unserem Ziel der Solidarität", sagte Rösler am Montag vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Die Bundesregierung wolle nicht nachlassen bei ihrem Kampf gegen die Immunschwächekrankheit, betonte Rösler. Der beste Schutz sei nach wie vor "der geschützte Geschlechtsverkehr", sagte er. Niemand solle sich für eine Krankheit schämen müssen.
Mit Blick auf die Zahl der Neuinfektionen hierzulande sprach Rösler von einem "kleinen Erfolg": Sie hat sich nach einem kontinuierlichen Anstieg seit der Jahrtausendwende in den vergangenen zwei Jahren bei jährlich etwa 3000 Infektionen stabilisiert. "Wir haben die niedrigste Neuinfektionsrate in Europa". Ziel sei es aber nicht, diese Rate stabil zu halten, sondern zu senken. Jeder Infizierte sei einer zu viel, so Rösler.
Im Zusammenhang mit den Therapie-Erfolgen bei HIV-Infizierten in Deutschland betont der HIV-Therapeut Professor Jürgen Rockstroh aus Köln, dass Komorbiditäten die therapeutische Herausforderung in den nächsten Jahren sein werden. "Wir brauchen die Vernetzung mit anderen medizinischen Fachgesellschaften und den Aufbau von übergreifenden Netzwerken unter Einbindung von Neurologen, Kardiologen, Orthopäden und Endokrinologen, um der steigenden Zahl und Komplexität entsprechender Komorbiditäten gerecht zu werden", so der Präsident der Deutschen Aids-Gesellschaft.
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