Genitalverletzungen
Wenn der Penis unter die Klobrille gerät
Was ist Menschen zugestoßen, die mit genitalen Verletzungen in die Notaufnahme kommen? Dieser Frage sind US-Forscher nachgegangen.
Veröffentlicht:SAN FRANCISCO. Der größte Feind des Penis ist offenbar die Hose. Männer, deren bestes Stück sich im Reißverschluss verzwickt hat, sind in der Notfallversorgung keine Seltenheit.
Hoden und Nieren leiden am meisten beim Sport und weibliche Genitalien geraten am häufigsten durch irritative Badezusätze aus der Bahn.
Einer US-Studie zufolge ist die Zahl der Patienten, die wegen Verletzungen der Urogenitalregion notfallmäßig behandelt wird, etwa doppelt so hoch wie die der Zahnverletzten (J Urol 2012, online 2. November).
Studendaten von 3.500 Patienten ausgewertet
Die Studie von Forschern um Dr. Benjamin N. Breyer von der University of California ergab: Zwischen 2002 und 2010 wurden 142.144 Erwachsene wegen einer Verletzung der Genitalien, der Harnwege oder der Nieren in der Notaufnahme einer Klinik behandelt.
Die Autoren analysierten die Daten von 3.545 Patienten aus 100 amerikanischen Kliniken, die im National Electronic Injury Surveillance System (NEISS) erfasst worden waren.
69 Prozent der Hilfesuchenden waren männlich, 37,5 Prozent zwischen 18 und 28 Jahre alt. Meist waren die äußeren Genitalien verletzt.
Bei 8,4 Prozent waren die Nieren betroffen. Insgesamt hatten 21,2 Prozent der Patienten Kontusionen erlitten, 16,8 Prozent Risse und Wunden.
An dritter Stelle standen mit 5,7 Prozent Hautirritationen durch Flüssigkeiten, Chemikalien und Seifen sowie Verbrühungen.
Für 88 Prozent der Verletzungsopfer ging die Sache glimpflich aus, sie wurden nach ambulanter Versorgung wieder nach Hause geschickt. Die meisten Unfälle, bei denen irgendwelche Gegenstände im Spiel waren, ereigneten sich beim Sport (30 Prozent).
Gefahrenstelle Reißverschluss
Das höchste Verletzungsrisiko für das Urogenitalsystem bestand beim Radsport, etwa indem der Fahrer bei einem Sturz auf die Stange des Mountainbikes oder auf den Sattel knallte, beim Fahren von Quads oder ATV (All Terrain Vehicles) oder auch durch den heftigen Aufprall eines Balles.
Verletzungsträchtig war aber auch die Kollision mit Einrichtungsgegenständen oder die Verwicklung in Kleidungsstücke. Am häufigsten mussten hier Penisse befreit werden, die sich zwischen den Zähnen des Hosenreißverschlusses verheddert hatten.
Im Haushalt lauern insbesondere für Ältere Gefahren. Sie fielen von Leitern und Hockern oder rutschten in Dusche oder Bad aus.
Auch Verbrühungen waren keine Seltenheit. Fast ein Drittel der Verletzungen im Bad ereignete sich auf der Toilette, etwa indem Penis oder Skrotum unter die Klobrille gerieten.
Gepolsterte Fahrradstangen könnten Zahl der Verletzungen verringern
Frauen verletzten sich insgesamt seltener in der Genitalregion als Männer, mit zwei Ausnahmen: Insbesondere jüngere Frauen schnitten sich bei der Pflege ihrer Intimfrisur oder waren ungeschickt bei der Handhabung von Sexspielzeugen.
Am häufigsten führte Frauen allerdings die Unverträglichkeit von Badezusätzen oder der Zusammenprall mit einem Möbelstück in die Notfallbehandlung.
Fazit: Sind Verletzungsmuster analysiert, so hoffen die Autoren, lässt sich durch gezielte Prävention die Zahl der Unfälle verringern.
Dazu gehört etwa Polsterung von Fahrradstangen, rutschfeste Matten in der Badewanne oder bessere Techniken bei der weiblichen Intimrasur.
Quelle: www.springermedizin.de