Sorgfältige Abwägung

Womöglich häufiger chronische Nierenerkrankungen beim Kind nach NSAR in der Schwangerschaft

Bestimmte nichtsteroidale Antirheumatika in der Schwangerschaft könnten das Risiko chronischer Nierenerkrankungen beim Kind erhöhen. Das berichtet ein Forschungsteam aus Taiwan.

Dr. Lydia Unger-HuntVon Dr. Lydia Unger-Hunt Veröffentlicht:
Eine schwangere Frau im lila Pullover nimmt eine Tablette ein.

Auch die Einnahme des NSAR Ibuprofen in der Schwangerschaft erhöhte in einer Studie das Risiko, dass das Kind eine chronische Nierenerkrankung entwickelt.

© Zukovic / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Taiwan. Viele Frauen nehmen in der Schwangerschaft nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) ein, die möglichen Auswirkungen auf das Risiko für chronische Nierenerkrankungen (CKD) des Kindes sind jedoch derzeit ungeklärt, erklären Dr You-Lin Tain und Kollegen vom Chang Gung University College of Medicine in Taiwan.

Dem ging das Team in einer nationalen Kohortenstudie nach. Sie umfasste mehr als eine Million Kinder: rund 680.700 Einlingsgeburten und knapp 345.000 Geschwister mit jeweils unterschiedlicher NSAR Exposition. Die Mütter mit einem Durchschnittsalter von 31,25 Jahren nahmen mindestens einmal während der Schwangerschaft ein NSAR ein. Primärer Endpunkt war die CKD im Kindesalter (einschließlich angeborener Anomalien der Nieren und des Harntrakts sowie anderer Nierenerkrankungen).

Die NSAR-Exposition war demnach signifikant mit einem höheren Risiko für CKD im Kindesalter verbunden (Hazard Ratio [HR] 1,10). Zu den mit einem höheren CKD-Risiko verbundenen NSAR zählten im ersten Trimester Indometacin (HR 1,69) und Ketorolac (HR 1,28) sowie im zweiten Trimester Diclofenac (HR 1,27) und Mefenaminsäure (HR 1,29) beziehungsweise im dritten Trimester Ibuprofen (HR 1,34). Bei Vergleichen zwischen Geschwistern wurde allerdings kein Zusammenhang zwischen NSAR-Einnahme und fetaler Nephrotoxizität festgestellt.

Beeinträchtigte Entwicklung der fetalen Nieren

Die Exposition gegenüber NSAR in der Schwangerschaft war zwar in Geschwistervergleichen nicht mit einem erheblichen Anstieg des CKD-Risikos im Kindesalter verbunden. Dennoch erklären die Kollegen, dass die Ergebnisse die Notwendigkeit der sorgfältigen Abwägung einer NSAR Verschreibung in der Schwangerschaft unterstrichen, insbesondere von Indometacin und Ketorolac im ersten Trimester, Mefenaminsäure und Diclofenac im zweiten Trimester sowie Ibuprofen im dritten Trimester.

Die fetale NSAR-Nephrotoxizität führen die Kollegen darauf zurück, dass NSAR die Plazenta passieren und laut Literatur die Entwicklung der fetalen Nieren beeinträchtigen könnten; auch ein Zusammenhang mit einer Nierenschädigung der Mutter während der Schwangerschaft sei möglich.

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