Honorar

60 Millonen Euro mehr für Vertragsärzte in Westfalen-Lippe

Die KV Westfalen-Lippe hat mit den Krankenkassen für 2021 ein Honorarplus für die Ärzte verhandelt. Die Ärztevertreter zeigen sich zufrieden mit dem ausgehandelten Ergebnis.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Über den Corona-Schutzschirm werden in Westfalen-Lippe nur Verluste aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung ausgeglichen. Auf Verlusten bei den extrabudgetären Leistungen bleiben Ärzte bislang sitzen.

Über den Corona-Schutzschirm werden in Westfalen-Lippe nur Verluste aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung ausgeglichen. Auf Verlusten bei den extrabudgetären Leistungen bleiben Ärzte bislang sitzen.

© Gina Sanders/stock.adobe.com

Dortmund. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat die Honorarverhandlungen für 2021 mit einem Plus von 60,4 Millionen Euro abgeschlossen. Der Großteil entfällt mit 55 Millionen Euro auf die Umsetzung der Bundesempfehlungen. Die KVWL konnte aber auch zusätzliches Honorar für die Mitglieder erreichen, berichtete der KVWL-Vorsitzende Dr. Dirk Spelmeyer auf der Vertreterversammlung in Dortmund. „Angesichts der Pandemie und den zugegeben düsteren Aussichten für die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkasse halte ich das für ein gutes Ergebnis.“

Während die KVWL in den vergangenen Jahren vergeblich versucht hatte, die Kassen an den Kosten des Notfalldienstes zu beteiligen, waren ihre Bemühungen dieses Mal von Erfolg gekrönt. „Für 2021 zahlen die Kassen 5 Millionen Euro für die Sicherstellung des Notfalldienstes“, sagte Spelmeyer. 360 .000 Euro kommen als Sicherstellungszuschlag für die KVWL-Mitglieder, die in unterversorgten Gebieten tätig sind. Zudem sei es gelungen, die seit Jahren fixen Preise in der Onkologievereinbarung zu dynamisieren, sagte er. Die Honorare für diese Leistungen steigen um 1,25 Prozent, also den Orientierungspunktwert. Das finanzieren die Kassen mit 230 .000 Euro.

Spelmeyer dankte den Vertragspartnern dafür, dass sie der KVWL angesichts der Corona-Pandemie den Einkauf und die Verteilung von Schutzausrüstungen und Desinfektionsmitteln zu 100 Prozent erstatten. „Wir sind die einzige KV im Bundesgebiet, der dieses Verhandlungsergebnis gelang.“ Solange die pandemische Lage besteht, soll die Kostenübernahme weiterlaufen. Für Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung hat die KVWL in den vergangenen zwölf Monaten von den Kassen und der öffentlichen Hand insgesamt 163 Millionen Euro erhalten.

Geld für harte Extra-Arbeit

„Ein großer Teil davon ging in die Vertragsarztpraxen als Honorar für ihre engagierte, harte und zusätzliche Arbeit“, sagte Spelmeyer. Die größten Einzelposten waren 70,4 Millionen Euro an Honorar für asymptotische Testungen sowie 40 Millionen Euro für die Testung und Behandlung symptomatischer Patienten.

Harte Kritik übte der KVWL-Chef daran, dass über den Corona-Schutzschirm für Praxen nur Verluste aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung ausgeglichen werden sollen, nicht aber aus extrabudgetären Leistungen. Das wäre für viele Praxen fatal, bei denen gerade die extrabudgetären Leistungen einen Großteil des Umsatzes ausmachen, warnte er. „Es ist doch widersinnig, die Hilfen für die von Corona wirtschaftlich betroffenen Praxen davon abhängig zu machen, mit welchen Ziffern des EBM sie ihr Geld verdienen!“ Bei dem entsprechenden Gesetz, das jetzt gegen die Ärzte verabschiedet worden sei, sei es nur um eine vergleichsweise geringe Summe gegangen, betonte Spelmeyer. „Der Schaden aber, den die Politik durch diese mangelnde Wertschätzung der Ärzte und Therapeuten vermittelt, ist immens.“

Der KVWL-Vorstand will gemeinsam mit dem HVM-Ausschuss Maßnahmen überlegen, um die betroffenen Kolleginnen und Kollegen nicht im Regen stehen zu lassen. „Die wirtschaftliche Stabilität des Netzes aus hausärztlichen, fachärztlichen und psychotherapeutischen Praxen wird halten“, versprach der KVWL-Chef. Auch Hausarzt Rolf Granseyer bedauerte die neuen Regelungen zum Schutzschirm. Bei der Anpassung des Honorarverteilungsmaßstabes riet er aber zur Vorsicht. Es gebe Kollegen, die ihre Praxen zumachen und stattdessen im Impfzentrum für 180 Euro die Stunde arbeiten. „Das darf nicht über den HVM ausgeglichen werden“, forderte Granseyer.

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