Plan der KV Hessen
AstraZeneca-Impfung wird in Hessen zum „Urlaub-Möglichmacher“
Erste Impfung, zweite Impfung, Impfausweis – alles erledigt in sechs Wochen und ab in den Urlaub. So lautet der Plan der KV Hessen. Er hat aber einen Nachteil.
Veröffentlicht:Frankfurt/Main. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen versucht sowohl Praxen wie auch Impfwilligen den Impfstoff Vaxzevria® von AstraZeneca schmackhaft zu machen. Vor allem für die Bürger soll dies mit einem massiven Reiz erfolgen: Mit einer präzisen Chronologie zwischen Pfingsten und Beginn der hessischen Sommerferien (19. Juli) sollen sowohl die zwei notwendigen Impfungen wie auch die Ausstellung des digitalen Impfpasses erfolgen.
„Nach über vierzehn Monaten Pandemie in Deutschland brauchen die Menschen eine Urlaubsperspektive“, begründen die KV-Vorstandsvorsitzenden Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke ihre geplante Impfaktion. Nachdem es für den Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland keine Priorisierung mehr gebe, „wollen wir so viele Hessen wie möglich geimpft in den Urlaub schicken.“
Aus der Not eine Tugend machen
Für die (freiwillig) teilnehmenden Praxen solle damit aus der Not eine Tugend gemacht werden: Reduzierung des Beratungsbedarfs, weil die Bedingungen der Impfaktion und der Impfstoff klar sind und nicht verhandelt werden können.
Verimpft wird im Rahmen der Aktion ausschließlich der Impfstoff von AstraZeneca an geeignete Erwachsene unabhängig vom Alter. „Aus einem Impfstoff, der derzeit angeblich wie Blei in unseren Regalen liegt, könnte so ein ‚Urlaub-Möglichmacher-Impfstoff‘ werden“, heißt es in einem Rundschreiben der KV an ihre Mitglieder. Dies sei der Hebel, „mit dem wir auch bei AstraZeneca noch mehr Schwung in die Impfungen bekommen“, hoffen die KV-Chefs.
Der Abstand zwischen den beiden Impfungen soll demnach vier Wochen betragen, zwei Wochen nach der Zweitimpfung erhalten die geimpften Personen dann Post von der impfenden Praxis mit dem QR-Code für den digitalen Impfpass – und damit quasi den Passierschein in die europäischen Urlaubsgefilde.
KV sieht sich mit EMA im Einklang
Dies geht allerdings zu Lasten der Wirksamkeit der AstraZeneca-Vakzine: Den bisherigen Erkenntnissen zufolge sinkt deren Schutzwirkung erheblich, wenn der Impfabstand verkürzt wird. Erfolgt die zweite Impfung nach vier bis sechs Wochen, liegt die Schutzwirkung bei gut 50 Prozent, bei einer Impfung nach zwölf Wochen (aktuelle STIKO-Empfehlung) bei rund 80 Prozent.
Die KV verweist jedoch darauf, sie bewege sich im Rahmen der europäischen Zulassung. Tatsächlich hat die EMA einen Abstand von vier bis zwölf Wochen zwischen den beiden Dosen festgelegt. Und mit der jüngsten Aufhebung der Priorisierung für Vaxzevria® in Deutschland habe auch die Vorgabe, den zwölfwöchigen Abstand einzuhalten, geendet – auch wenn die STIKO ihn weiterhin empfiehlt.