Coronavirus

Frankfurt fühlt sich gerüstet

Frankfurt gilt als potenzielles Einfallstor für Coronavirus-Patienten – schließlich gibt es dort den größten Flughafen Deutschlands. Stadt und Bundesland sind in Bereitschaft – aber nicht in Aufregung.

Christoph BarkewitzVon Christoph Barkewitz Veröffentlicht:
Pressekonferenz zum Coronavirus in Frankfurt (v.l.): Dr. Timo Wolf (Uniklinik), Dr. Antoni Walczok (Gesundheitsamt), Anne Janz (Sozialstaatssekretärin), Professor Sandra Ciesek (Uniklinik), Stefan Majer (Gesundheitsdezernent) und Professor René Gottschalk (Leiter Gesundheitsamt).

Pressekonferenz zum Coronavirus in Frankfurt (v.l.): Dr. Timo Wolf (Uniklinik), Dr. Antoni Walczok (Gesundheitsamt), Anne Janz (Sozialstaatssekretärin), Professor Sandra Ciesek (Uniklinik), Stefan Majer (Gesundheitsdezernent) und Professor René Gottschalk (Leiter Gesundheitsamt).

© Christoph Barkewitz

Frankfurt/Main. Auch wenn die ersten bestätigten Fälle in Bayern aufgetaucht sind, richten sich doch viele Augen auf Frankfurt als potenzielles Einfallstor weiterer mit dem neuen Coronavirus infizierten Patienten. Zum einen, weil auf Deutschlands größtem Flughafen weiterhin Flieger aus China landen, zum anderen weil die Bundeswehrmaschine, die rund 90 Deutsche aus der Krisenregion Wuhan ausfliegen soll, in Frankfurt landen wird. Über den Zeitpunkt gibt es bislang nur Spekulationen.

Die Stadt am Main und das Bundesland Hessen sind bemüht, einen gut vorbereiteten Eindruck zu vermitteln, wie eine kurzfristig anberaumte Pressekonferenz am Mittwochmorgen mit Vertretern aus Landes- und Stadtpolitik, örtlichem Gesundheitsamt und dem Uniklinikum Frankfurt zeigte.

Im Sozialministerium arbeitet seit Mittwoch voriger Woche eine Task Force, berichtet Staatssekretärin Anne Janz (Grüne). Das Ministerium als Aufsichtsbehörde habe in den vergangenen Tagen den Öffentlichen Gesundheitsdienst in besondere Bereitschaft versetzt, dessen Ärzte stünden Krankenhäusern, Ärzten und Rettungsdiensten jederzeit beratend zur Verfügung.

Quarantäne für Wuhan-Flieger

Bezüglich der Maschine mit den aus Wuhan zu erwarteten Deutschen sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums der „Ärzte Zeitung“, für Organisation des Fluges, Ausreise und ärztliche Begleitung sei das Auswärtige Amt verantwortlich. In Frankfurt werden dann ÖGD-Ärzte die Passagiere empfangen, befragen und untersuchen. Eventuell Erkrankte würden in die Uniklinik Frankfurt gebracht, die auf die Diagnostik und Therapie von nCoV-Fällen eingerichtet sei.

Unauffällige Passagiere kämen zunächst ins Medical Assessment Center des Flughafens und würden dann gemeinsam in eine Unterkunft gebracht, wo sie 14 Tage unter Quarantänebedingungen blieben. Sofern ein Pilot während eines Fluges aus China einen kranken Passagier bemerke, müsse er dies seiner Fluglinie melden, berichtet Professor René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt. Deren Basis gebe die Meldung an den Flughafen weiter, der dortige Verantwortliche verständige den Towerlotsen, der wiederum das Gesundheitsamt.

Zur Not verfüge die Flughafenklinik über zwei Zimmer für eine vorläufige Isolierung, die aber so gut wie nie gebraucht werden: „Wir sind schnell am Flughafen“, so Gottschalk.

Dieses Verfahren hat vergangenen Sonntag offenbar schon funktioniert. Da habe eine aus China kommende Maschine vor ihrer Landung einen Passagier mit Fieber gemeldet, heißt es aus dem Ministerium. ÖGD-Ärzte hätten den Patienten befragt und untersucht. Eine Erkrankung mit Corona habe entkräftet werden können, er habe sich auch weder in dem chinesischen Hochrisikogebiet aufgehalten noch Kontakt mit Kranken gehabt.

Anamnese zu Reiseverlauf

Der Aufenthalt in Wuhan ist bei der Untersuchung ein entscheidendes Kriterium, berichtet Dr. Antoni Walczok, Infektiologe am Gesundheitsamt. „Nicht jeder Mensch, der in Asien war, ist ein Verdachtsfall für uns.“ Sollte es einen Fall geben, werde der Patient im Krankenhaus unter Isolierung behandelt. Dabei könne ein Isolationszimmer auch ein Einzelzimmer sein, relativierte Walczok.

Sein Kollege Dr. Timo Wolf vom Uniklinikum Frankfurt, Leiter der dortigen Sonderisolierstation, wies ebenfalls darauf hin, dass nicht jeder Erkrankte zwingend dort behandelt werden müsse. Aus dem momentanen Klinikalltag berichtet er von zahlreichen Patienten, die sich meldeten – meist mit harmlosen Erkrankungen der oberen Atemwege.

Die Direktorin des Instituts für medizinische Virologie am Uniklinikum, Professor Sandra Ciesek, wies darauf hin, dass in Frankfurt innerhalb von zwei, drei Tagen ein Nachweisverfahren für das neue Virus habe etabliert werden können. Das Ergebnis liege in vier, fünf Stunden vor.

Bei allen Patienten, die das Gesundheitsamt bislang habe abklären lassen, seien die Befunde negativ gewesen, berichtete Walczok. Sein Chef Gottschalk bleibt nicht nur deshalb gelassen. „Wir werden vereinzelte Fälle haben, das erwarten wir auch, aber es wird keine Ausbreitung geben“, sagt er für Frankfurt voraus.

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