Kommentar zur Härtefallkommission im Saarland
Gerechtigkeit und Menschlichkeit vereinbaren
Die Kritik an der Impfkampagne ist vielfältig. Aber manches, wie die Arbeit der Härtefallkommission im Saarland, läuft geräuschlos und gut.
Veröffentlicht:Bei allen berechtigten Klagen über tatsächliche Fehler bei den Corona-Impfaktionen und auch viel Gemecker über Lappalien: Es gibt auch richtig gute Nachrichten. Die weitgehend geräuschlose Arbeit der Härtefallkommission im Saarland gehört dazu.
Ihre Mitglieder bewegen sich in einem emotional aufgeladenen Spannungsfeld. Das Gesundheitsministerium hütet sich verständlicherweise vor eigenmächtigen Abweichungen von den im Übrigen gut funktionierenden Impflisten. Die durchaus begründete Angst, ihm werde sonst mangelnde Gerechtigkeit oder gar Mauschelei vorgeworfen, führt sogar soweit, dass das Ministerium bei jeder der regelmäßigen Terminzuteilungen durch einen Zufallsgenerator sogar einen Notar daneben setzt.
Der Druck ist groß: Viele Einzelpersonen und Berufsgruppen trommeln lautstark dafür, dass gerade sie nicht länger auf einen Impftermin warten könnten und ihnen möglichst auch noch selbst die Entscheidung über den vermeintlich „besten“ Impfstoff überlassen bleiben sollte. Auf der anderen Seite gibt es Problemfälle, die durch das Raster einer abstrakt gerechten Reihenfolge zentraler Priorisierungsvorgaben fallen und über keine große Lobby verfügen. Mit ihrem individuellen Schicksal konfrontiert, würde diesen teils Schwerkranken oder ihren Pflegenden aber doch jeder einen schnelleren Termin gönnen.
Die viele Arbeit, die sich deshalb die fünf auch sonst nicht gerade unterbeschäftigten Kommissionsmitglieder aufladen, wird sich zwar mit zunehmendem Impfstoffnachschub hoffentlich schon sehr bald wieder erledigen. Doch wenn sie bis dahin beispielsweise auch nur ein nicht impffähiges krankes Kind retten konnten, indem sie mehreren Bezugspersonen zu einer vorgezogenen Impfung verhelfen, war es die Mühe wert.
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