Billstedt/Horn

Hamburger „Gesundheitskiosk“ wird weiter finanziert

Der Gesundheitskiosk berät Bürger aus den Stadtteilen Billstedt und Horn kostenlos zu allen Fragen der Gesundheit. Nun ist die weitere Finanzierung gesichert.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Der Gesundheitskiosk in Hamburg (hier die Eröffnungsfeier im September 2017) berät Bürger aus den Stadtteilen Billstedt und Horn kostenlos zu allen Fragen der Gesundheit.

Der Gesundheitskiosk in Hamburg (hier die Eröffnungsfeier im September 2017) berät Bürger aus den Stadtteilen Billstedt und Horn kostenlos zu allen Fragen der Gesundheit.

© Daniel Reinhardt / dpa / picture

Hamburg. Der Gesundheitskiosk und sein Trägerverbund „Gesundheit für Billstedt/Horn“ in Hamburg werden auch nach Ablauf der Förderung durch den Innovationsfonds weiter finanziert.

Die AOK Rheinland/Hamburg sowie TK, Barmer und DAK sorgen mit ihrer Finanzierung dafür, dass die bundesweit beachtete Arbeit in den sozial schwachen Stadtteilen institutionalisiert wird.

Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten Vertreter der vier Krankenkassen jüngst im Beisein von Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Senatorin sprach von einem „bundesweit einmaligen Leuchtturm-Projekt“, weil in Billstedt/Horn Haus- und Fachärzte, Kliniken, Krankenkassen und Einrichtungen der Prävention und der sozialen Versorgung sektorenübergreifend kooperieren.

„Hier drehen sich die Strukturen um die Patienten und nicht andersherum“, sagte Prüfer-Storcks. Die hohe Inanspruchnahme des Projektes zeigt für sie, dass die Menschen in Billstedt/Horn mit den geschaffenen Angeboten erreicht und bei Arztbesuch, in der Prävention und Aufklärung unterstützt wurden.

6200 Beratungen durchgeführt

Der 2017 eröffnete Gesundheitskiosk hat inzwischen mehr als 6200 Beratungen durchgeführt. Die Leistungspartner – unter anderem die niedergelassenen Haus- und Fachärzte des Viertels, Pflegedienste, Therapeuten und andere Gesundheitsberufe – haben 1584 Patienten in den Gesundheitskiosk überwiesen.

Dort werden die Menschen von akademisierten Pflegekräften (Community Health Nurses) beraten – in insgesamt sechs Sprachen, um den zahlreichen Menschen mit Migrationshintergrund in Billstedt/Horn entgegenzukommen. Die Beraterinnen kommen zum Teil selbst aus dem Viertel, einige mit Migrationshintergrund.

Damit dient der Kiosk als zentrale und vernetzte Anlaufstelle im Viertel, die vermittelt, berät und schult, aber nicht selbst Behandlungen anbietet. Das Projekt wird vom Innovationsfonds mit insgesamt 6,3 Millionen Euro gefördert. Neben der Frage, ob und wie die Menschen von der Arbeit des Kiosks profitieren, werden auch Leistungsausgaben, Arzneimittelverordnungen und Klinikaufenthalte untersucht und mit der Regelversorgung verglichen.

Das ist ein bundesweit einmaliges Leuchtturm-Projekt.

Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) Gesundheitssenatorin Hamburg

Die Ergebnisse der vom Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg durchgeführten Evaluation werden zwar erst Ende kommenden Jahres vorgelegt. Die Beteiligten vor Ort spüren aber bereits, dass die sektorenübergreifende Kooperation durch den Gesundheitskiosk verankert werden konnte.

So nennt etwa Dr. Gerd Fass, Vorsitzender des Ärztenetzes Billstedt/Horn, die aufgebauten kurzen Kommunikationswege zwischen den beteiligten Behandlern als Vorteil. Dies garantiere eine effektive Betreuung der Patienten. „Und wir können damit sowohl die oft überfüllten Arztpraxen entlasten als auch die Gesundheitskompetenz der Patienten stärken“, sagte Fass.

Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg, stellt dagegen die bessere Erreichbarkeit von Gesundheitsangeboten und die damit verbundenen gleichen Gesundheitschancen für alle Menschen in den Vordergrund.

Chronische Erkrankungen stärker verbreitet

„Für Billstedt/Horn ist das von besonderer Bedeutung, denn hier kommen im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen doppelt so viele Einwohner auf einen Arzt. Zudem sind chronische Erkrankungen wesentlich stärker verbreitet und treten oft in einem deutlich früheren Lebensalter auf“, sagte Mohrmann.

Alexander Fischer, Geschäftsführer des Trägers Gesundheit für Billstedt/Horn, sieht mit der Unterstützung der Krankenkassen die begonnene Arbeit in Versorgungsketten verstetigt.

Gesellschafter der Trägerorganisation sind zu 60 Prozent das Ärztenetz Billstedt/Horn, zu 30 Prozent der Gesundheitskiosk (beides eingetragene Vereine) sowie zu jeweils fünf Prozent die Stadtteil Klinik Hamburg GmbH und der NAV-Virchow-Bund.

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