Überlaufende Kinderarztpraxen
Infektwelle: Ärzte fordern Verzicht auf unnötige Schul- und Kita-Atteste
Die Attestwut von Schulen und Kindergärten prangern Kassenärztliche Vereinigung und Pädiater an. Auch sie sei dafür verantwortlich, dass in der momentanen Erkältungswelle die Kinderarztpraxen „verstopften“.
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Krank oder wieder gesund? Auch Kitas wollen häufig eine Bestätigung der Infektfreiheit von Ärzten.
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Weimar/Berlin. Angesichts der angespannten Lage in Kinderarztpraxen forderte die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen am Dienstag zum Verzicht auf unnötige Arztatteste auf. Kindergärten und Schulen verlangten zunehmend Gesundschreibungen nach einer überstandenen Krankheit. Dafür gebe es bei grippalen Infekten allerdings keine gesetzliche Grundlage.
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Auch Krankschreibungen für Kinder in Schulen und Kindergärten würden immer häufiger verlangt. Diese gebe es im Regelfall jedoch nur für auszubildende Berufsschüler.
Schulgesetze schreiben Atteste nicht vor
„Pädiater erleben einen noch nie zuvor gesehenen Andrang. Sie berichten von einem bis zu dreimal so hohem Patientenaufkommen wie gewöhnlich“, teilte die KV mit. Deshalb appelliere man an alle Bürgerinnen und Bürger, von unnötigen Attesten abzusehen, „damit sich die Ärztinnen und Ärzte auf die Behandlung der Patienten konzentrieren können“.
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Über diese Art von Kita- und Schulbürokratie ärgert sich auch der Berliner Kinderarzt Dr. Steffen Lüder schon seit langem. Krankschreibungen für die Schule seien in den Schulgesetzen gar nicht vorgesehen, würden dennoch ab einer Dauer von drei Tagen von immer mehr Schulen in deren Schulordnung festgeschrieben. „Das verstopft unsere Praxis“, ärgert sich Lüder, dessen Praxis in den vergangenen Wochen aufgrund der Infektwelle buchstäblich volllief. An einem Montag behandelte er 146 Kinder in sieben Stunden. (juk/dpa)