Corona-Impfung

KV Nordrhein dämpft Erwartungen an Booster-Tempo

Die niedergelassenen Ärzte würden ja Auffrischimpfungen vornehmen wollen, meint KVNo-Vorstandschef Bergmann. Er warnt aber vor unrealistischen Vorstellungen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, sagt „impfintensive Wochen“ voraus.

Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, sagt „impfintensive Wochen“ voraus.

© Fabian Strauch/picture alliance/dpa

Düsseldorf. Die Praxen der niedergelassenen Ärzte sind gut aufgestellt, um die Booster-Impfungen zu stemmen, betont der Vorstandsvorsitzende der KV Nordrhein (KVNo), Dr. Frank Bergmann. Die Erwartung, dass ab Dezember alle über 18 möglichst schnell und auf einmal geimpft werden, sei aber unrealistisch. „Das schafft dieses System nicht“, sagte Bergmann in einer Online-Pressekonferenz.

„Uns stehen sehr impfintensive Wochen bevor. Sie werden sich bis weit in das neue Jahr hineinziehen, bis ins Frühjahr“, erwartet er. Schließlich habe es elf Monate gedauert, bis 70 Prozent der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen mit zwei Impfungen versehen waren. Bergmann geht davon aus, dass bis Weihnachten 2,5 Millionen bis 3 Millionen Menschen aus Nordrhein-Westfalen geimpft sein werden.

Zahl der Impfungen in Nordrhein steigt

Die Zahl der Impfungen in Nordrhein steigt wieder deutlich. In der vergangenen Woche waren es mehr als 171 .000, davon 133 .500 in den Arztpraxen.

„Wir müssen uns klar machen, dass wir alleine mit dem Thema Boostern die vierte Welle nicht brechen werden.“ Wichtig sei, dass die Regeln wie AHA oder 2G eingehalten werden – und die Einhaltung auch kontrolliert wird. „Da sind wir bei Weitem nicht so gut aufgestellt wie das Ausland“, kritisierte Bergmann.

Zudem werde es in den kommenden Wochen darauf ankommen, die Zahl der Ungeimpften deutlich zu verringern. „Die Vervollständigung der Impfquote ist mindestens genauso wichtig wie die Booster-Impfung.“

Kommunale Aktionen im „Impf-Advent“

Für den vom Landesgesundheitsministerium ausgerufenen „Impf-Advent“ wird es vermehrt kommunale Impfaktionen geben, die von der KVNo unterstützt werden, berichtete er. „Auch die Praxen werden die Advents-Samstage und zum Teil auch -Sonntage nutzen, um zum Teil auch Fremdpatienten zu impfen.“

Er hält die Annahme für falsch, dass jetzt schon mehr Menschen geimpft wären, wenn man die Impfzentren offen gelassen hätte. Die Zentren hätten wochenlang kaum etwas zu tun gehabt. „Alle, die jetzt noch keine Erst- und Zweitimpfung haben, hätten dahin gehen können.“ Auch in den Arztpraxen sei die Nachfrage extrem niedrig gewesen.

Sorgen macht dem KVNo-Vorstand die zunehmende Aggressivität von Patienten, die keinen zeitnahen Impf-Termin erhalten. „Die Szenarien in den Praxen sind gruselig“, sagte KVNo-Vize Dr. Carsten König. Vor allem die MFA, aber auch Ärztinnen und Ärzte würden aufs Übelste beschimpft.

Mehr Wertschätzung für MFA vonnöten

Gleichzeitig würden hochaktive Impfpraxen Morddrohungen erhalten, die Praxistüren würden mit Nazi-Symbolen beschmiert. „Das ist ekelhaft“, so König.

Er forderte mehr Wertschätzung für den Einsatz der MFA in der Corona-Pandemie ein. Es sei mehr als überfällig, dass die Landesgesundheitsminister sich jetzt für Bonuszahlungen für die MFA einsetzen. Aber: „Die Diskussion allein reicht nicht, es müssen Taten folgen“, betonte König.

Im Moment gebe es keine Anzeichen dafür, dass Praxen wegen der Pöbeleien aus der Impfkampagne aussteigen, sagte der Hausarzt, der selbst regelmäßig Impfsprechstunden anbietet. Zurzeit nimmt die Zahl der impfenden Praxen wieder zu. „Aber es gilt, darum zu werben, dass die Bürgerinnen und Bürger einen respektvollen Umgang pflegen.“

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