Thüringen

Konfliktberatung zu Schwangerschaft in Thüringen verstärkt gefragt

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Abtreibungen in Thüringen deutlich angestiegen. Bei der Ursachenfrage gibt es keine einfachen Antworten, heißt es aus Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen.

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Die Gründe für zunehmende Zahlen bei den Schwangerschaftsabbrüchen in Thüringen sind nicht ganz klar. Auf jeden Fall hatten die Beratungsstellen alle Hände voll zu tun. (Symbolbild mit Fotomodell)

Die Gründe für zunehmende Zahlen bei den Schwangerschaftsabbrüchen in Thüringen sind nicht ganz klar. Auf jeden Fall hatten die Beratungsstellen alle Hände voll zu tun. (Symbolbild mit Fotomodell)

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Erfurt. Die Thüringer Stellen für Schwangerschaftskonfliktberatung haben im vergangenen Jahr einen höheren Beratungsbedarf verzeichnet. Sie führten annähernd 4.200 Gespräche mit Frauen, die über einen Schwangerschaftsabbruch nachdachten, wie das Sozialministerium auf Anfrage mitteilte.

Einen Beratungsschein als Nachweis der Pflichtberatung vor einer straffreien Abtreibung erhielten rund 3.900 Frauen. Ein Jahr zuvor waren knapp 4.100 Beratungsgespräche geführt und rund 3.700 Scheine ausgestellt worden. 2022 war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Thüringen laut amtlicher Statistik um acht Prozent auf 3.075 gestiegen.

Ob dies mit der Verunsicherung durch Ukraine-Krieg und hohe Inflation im Zusammenhang steht, lässt sich nach Einschätzung von Ministerium und Beratungsstellen schwer sagen. Sie verweisen darauf, dass Frauen ihre Gründe für eine Abtreibung nicht angeben müssten und es häufig nicht nur einen Grund gebe. „Das ist letztlich immer komplex“, sagte Claudia Becher-Schneegass von Pro Familia.

„Keine Zeit zum Luftholen“

Allerdings sei in den Beratungen „deutlich spürbar“ gewesen, dass die Inflation die durch die Corona-Pandemie ohnehin erschöpften Familien zusätzlich belaste. „Es gab keine Zeit zum Luftholen für die Leute.“ Pro Familia hat sechs Beratungsstandorte in Thüringen.

Angst vor Überforderung sei seit Pandemie-Beginn ein häufiger Konfliktgrund für Schwangere, schätzte Franziska Röser, Leiterin der Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Mühlhausen, ein. Sie erlebe, „dass die Frauen ein diffuses Gefühl der Verunsicherung haben und Ängste, was die Zukunft für sie bringt – sowohl in finanzieller als auch in sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht.“

Im ersten Pandemiejahr 2020 war der Beratungsbedarf laut Ministerium höher als 2022 gewesen. In den 26 Konfliktberatungsstellen und deren sieben Außenstandorten wurden 4.368 Gespräche geführt und 4.070 Beratungsscheine ausgestellt.

Hauptgrund: Abgeschlossene Familienplanung

Nach wie vor häufigster Grund für Frauen, eine Abtreibung in Erwägung zu ziehen, sei die abgeschlossene Familienplanung, so die AWO-Beraterin Röser. Auch die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie oder Partnerschaftskonflikte spielten seit Jahren eine Rolle.

Mit Ausnahme von 2018 war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Thüringen über Jahre gesunken – auch in den ersten beiden Pandemiejahren. Abtreibung ist in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig, aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Dazu gehört die Pflichtberatung in dafür zugelassenen Beratungsstellen, die Beratungsscheine ausstellen. Die Anlaufstellen beraten darüber hinaus zu anderen Fragen rund um die Schwangerschaft. Im vergangenen Jahr wurde dieses Angebot in insgesamt rund 20.600 Fällen genutzt. (dpa)

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