Hasskriminalität
Polizeischutz für Arzt nach Drohungen von Impfgegnern
Die Polizei in Niedersachsen nimmt Drohungen gegen einen Arzt und sein Team nach eigenen Angaben „sehr ernst“ und warnt vor „Hasskriminalität“.
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Die Polizei nimmt die Bedrohung für den Arzt und sein Team ernst und hat Schutzmaßnahmen eingeleitet.
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Osnabrück. Nachdem er einer nicht impfwilligen Patientin nahegelegt hat, sich einen anderen Hausarzt zu suchen, bekommt ein Mediziner aus dem Landkreis Osnabrück Gewaltdrohungen.
Die Polizei müsse ihn schützen, sagte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Osnabrück am Mittwoch: „Wir nehmen die Bedrohung ernst, so dass wir zum Schutz des Arztes und seines Teams Maßnahmen eingeleitet haben.“
Er bekomme mehrere Nachrichten per Telefon und E-Mail im Stundentakt, sagte der Arzt der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um verstörende Gewaltfantasien, die sich gegen ihn und sein Team richteten. Für seine Familie und seine Mitarbeiterinnen sei das sehr belastend. Er selber müsse das aushalten. „Ich habe nicht damit gerechnet, wie wir inzwischen in dieser Republik miteinander umgehen.“
Eine seiner Patientinnen hatte sich vor wenigen Tagen an die Presse gewandt mit der Behauptung, der Arzt wolle sie nicht mehr behandeln, weil sie sich wegen eines Kinderwunsches nicht impfen lassen wollte. Er könne aufgrund der Schweigepflicht zu dem Fall nichts sagen, sagte der Arzt. Ein legitimer Grund, ein Arzt-Patienten-Verhältnis zu beenden, sei aber ein gestörtes Vertrauensverhältnis.
„Von den Skeptikern die Vernünftigen kriegen“
Er sei überzeugt, dass sich ein Großteil der noch unsicheren Impfskeptiker mit Argumenten zu einer Impfung überzeugen lasse, sagte der Arzt. „Wir müssen gucken, dass wir von den Skeptikern die Vernünftigen kriegen“.
Denen mache er das Angebot zum Dialog, spreche viele Stunden mit ihnen und gehe auch auf ihre Argumente ein: „Ich glaube, dass ich im Kern für das Richtige stehe, und deshalb muss die Stimme, die aus dieser Richtung kommt, lauter sein als das Krakeelen der Idioten.“
Nach Angaben der Polizei wurden gegen die Verfasser der Gewaltnachrichten von Amts wegen Ermittlungsverfahren eingeleitet. „Wir warnen ausdrücklich davor, sich dieser Form der Hasskriminalität anzuschließen. Das ist keine Form der Meinungsfreiheit“, sagte die Polizeisprecherin. (dpa/lni)