COVID-19-Auffrischimpfungen
Spahn und Ärzteschaft nun einig beim Corona-Boostern
Der Booster-Streit zwischen Noch-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Ärztevertretern ist vom Tisch: Man habe sich auf eine gemeinsame Linie verständigt, hieß es nach einer Videoschalte.
Veröffentlicht:Berlin. Bei den Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 haben der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Vertreter der Ärzteschaft eine gemeinsame Linie finden können.
Ein Sprecher Spahns bestätigte der „Ärzte Zeitung“ am Donnerstag entsprechende Medienberichte. Demnach soll grundsätzlich jeder vollständig Geimpfte ein halbes Jahr nach der ersten Impfserie eine weitere Spritze bekommen können. Ältere, medizinisches Personal und Menschen mit schwachem Immunsystem sollen demnach jedoch prioritär, also möglichst bald den Booster bekommen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt das Boostern bislang für Über-70-Jährige, Vorerkrankte und medizinisches Personal. Auch wer mit Vaxzevria® und der COVID-19-Vakzine Janssen geimpft wurde, soll eine Auffrischung erhalten können – unabhängig vom Alter.
2,4 Millionen haben schon die dritte Impfung
Laut Impfdashboard von Bundesgesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut (RKI) haben bislang rund 2,4 Millionen Bundesbürger eine Auffrischungsimpfung bekommen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) geht von rund 13 Millionen Personen aus, die bis Ende des Jahres eine Booster-Impfung benötigen. Das sei von den Praxen leistbar, die mobilen Impfteams in den Ländern könnten dabei sicherlich unterstützen, hatte es geheißen.
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sagte der „Ärzte Zeitung“ am Donnerstag, die Vertragsärzte unterstützten die Impfkampagne „mit aller Kraft“. Das bedeute, dass in der jetzigen Phase insbesondere die schnell eine Auffrischungsimpfung erhalten sollten, die von der Empfehlung der STIKO umfasst seien.
„Grundsätzlich“ seien entsprechend der Corona-Impfverordnung und der Zulassung Impfungen aber für alle möglich, deren Grundimmunisierung sechs Monate oder länger zurückliege. Zur Frage des Booster-Schusses war es in den vergangenen Tagen zu Misstönen zwischen Noch-Gesundheitsminister Spahn und Vertretern der Ärzteschaft gekommen.
Das Tempo bei den Drittimpfungen sei ihm zu langsam, hatte Spahn erklärt. Die Bundesländer sollten daher alle Menschen ab 60 Jahren anschreiben und auf die Drittimpfung aufmerksam machen. Es gebe viele Menschen in diesem Alter, die sich eine weitere Spritze wünschten, den Pieks aber nicht bekämen. „Das ist nicht gut“, hatte Spahn an die Praxen adressiert. Israel habe die vierte Welle auch mit Booster-Impfungen gebrochen, so Spahn.
Die Auffrischungsimpfungen sind auch Gegenstand der seit Donnerstag stattfindenden Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in Lindau am Bodensee. Es wird davon ausgegangen, dass die Gesundheitsminister von Bund und Länder ihren Appell vom August erneuern, sich nach sechs Monaten boostern zu lassen. Auf diese Weise sollen auch die aktuell hohen Inzidenzen in Deutschland nach unten gedrückt werden und weitere Impfdurchbrüche in Altenheimen vermieden werden.
Ärzte zeigten sich skeptisch
Ärzte hatten die Forderung Spahns nach möglichst breitem Boostern zuvor als wenig hilfreich bezeichnet. Die Politik presche übereilt und entgegen der Empfehlung der STIKO vor. Spahn hatte erwidert, dass bei der Frage der Drittimpfungen gegen Corona nichts hoppla hopp vor sich gehe.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hätten bereits im vergangenen Sommer beschlossen, dass es ein Angebot für Drittimpfungen auch für die Über-60-Jährigen geben solle. „Es muss nicht jetzt schnell gehen, es muss eigentlich schon seit einigen Wochen schnell gehen“, hatte Spahn betont. (hom)