Auszeichnung
Toni Selz ist Pfleger des Jahres
Mit dem nötigen Fingerspitzengefühl hat der Hallesche Krankenpfleger Toni Selz sein Team zusammengeschweißt. Für seinen Chef war klar: Dafür hat er es verdient, zum Pfleger des Jahres 2023 ausgezeichnet zu werden.
Veröffentlicht:Halle. Ob Pandemie, Fachkräftemangel oder das alltägliche Chaos - Krankenpfleger Toni Selz nimmt jede Herausforderung wie sie kommt. „Den ersten Plan mache ich mir, wenn ich in meinem Auto auf dem Weg zur Arbeit sitze. Wenn ich dann da bin, muss ich meistens eh nochmal umdisponieren, weil alles anders ist“, sagt der Stationsleiter der Neurochirurgie im Klinikum Bergmannstrost in Halle.
Nach zwei Jahren bei der Polizei lernte der 37-jährige gebürtige Potsdamer an der gleichen Pflegeschule wie seine Oma und sein Onkel. Statt am Bett um seine Patienten, kümmert er sich heute meist am Schreibtisch um sein Team. Und das herausragend gut, denn mit seiner Arbeit ist Selz am diesjährigen Internationalen Tag der Pflege am Freitag zum Pfleger des Jahres geworden.
Austausch mit amerikanischen Krankenhäusern
Oberstes Ziel müsse stets die optimale Patientenversorgung sein, sagte Selz, der unter anderem mit amerikanischen Krankenhäusern im Austausch steht. „Ich möchte immer das beste Behandlungsergebnis erreichen – gemeinsam mit allen Kollegen.“ In einem Team aus Ärzten, Pflegern und Therapeuten sei dafür Augenhöhe unabdingbar: „Das ist nicht immer einfach. Wir müssen jeden Tag miteinander reden und das ist manchmal anstrengend. Aber es lohnt sich.“
Der Erfolg seiner Strategie sei mittlerweile mess- und merkbar, sagt der Stationsleiter: „Bei uns haben sich dadurch zum Beispiel die Fehlzeiten reduziert. Und jeden Tag habe ich lächelnde Kollegen um mich. Was nicht heißt, dass hier jeder Tag immer reibungslos läuft.“ Dass der zweifache Vater seinen Job so ausfüllen kann, verdanke er auch seiner Ausbildung bei der Polizei, sagt Selz.
„Die Arbeit als Polizeibeamter bringt ja auch den Kontakt mit Menschen mit sich, mit viel Kommunikation. In der Pflege ist das der wichtigste Bestandteil.“
Als er seine Ausbildung bei der Polizei nicht abschließen konnte, sei er eher notgedrungen in die Pflege gegangen, sagt Selz. Beide Berufe verbinde, stets Fingerspitzengefühl an den Tag legen zu müssen, so der 37-Jährige.
Aktionstag am 12. Mai
Expertin: „Die Pflegenden sind ausgebrannt, Corona hat Spuren hinterlassen“
Mit Herz bei der Sache
Als Pfleger des Jahres sei man mit dem Herzen beim Beruf, beschreibt Selz. „Wir müssen uns permanent weiterbewegen, weiterentwickeln und jeder, der den Mut hat Veränderungen anzustoßen, der den Mut hat am Ball zu bleiben und sich nachhaltig festzubeißen, nicht von seinem Ziel abweicht, der verdient es für mich Pfleger des Jahres zu sein.“
Neben Selz wurden den Angaben zufolge rund 1000 andere Pflegerinnen und Pfleger für den Preis vorgeschlagen. Eine Krankenschwester aus Leonberg in Baden-Württemberg wurde in diesem Jahr mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Den dritten Platz erlangte ein Krankenpfleger aus Köln.
Als Selz zum 2019 zum Stationsleiter wurde, habe sich vieles geändert, erinnert sich sein Chef, Felix Schmidt, der den Stationsleiter mit einer Bewerbung ins Rennen um die Auszeichnung schickte. „Führungsstil hat immer mit dem Menschen zu tun. Mit Toni ist es schon radikal anders geworden.“
Interviews mit den Mitarbeitern
Selz gebe dem Haus viel. „Es ist wirklich nicht üblich, dass jemand die Pflege so stärkt.“ Dass sich das Team so gut verstehe, sei jedoch „nicht einfach so passiert. Das hat er erarbeitet und das ist gewachsen“, so Schmidt. Die Initiative „Herz und Mut“ verleiht die Auszeichnung in diesem Jahr zum siebten Mal.
Selz habe beispielsweise Interviews mit seinen Mitarbeitenden geführt, um mehr darüber zu erfahren, was seine Mitarbeitenden belastet, sagt Schmidt. „Dabei kamen die Probleme und Herausforderungen ans Licht - auch Themen, die wir so nicht auf dem Schirm hatten - zum Beispiel der Umgang mit dem Tod.“
Heute bleibe es auch dann ruhig und harmonisch, wenn es mal Probleme gibt, beschreibt Selz die Zusammenarbeit seines Teams. „Wenn ich das Team zusammenfassen müsste, würde ich sagen: Einer für alle, alle für einen.“ (dpa)