Krieg in der Ukraine
Als Ukrainerin im Saarland: Internistin in Sorge um ihre Heimat
Mit ihrem deutschen Mann ist die Internistin Alexandra Stark vor Jahren aus der Ukraine in den Westen gezogen. Jetzt fragt sie sich, wie sie in ihrer alten Heimat helfen kann. Große Sorgen macht sie sich um ihre Tochter und ihre Enkelkinder.
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Die Hausarzt-Internistin Alexandra Stark ist in Dillingen an der Saar niedergelassen. Seit 22 Jahren lebt sie in Deutschland, aber die Verbindungen in die Ukraine sind nach wie vor sehr eng.
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Dillingen/Saar. „Ich weiß noch nicht, wie ich helfen kann“ – Alexandra Stark ist über den russischen Einmarsch in ihrem Heimatland genauso entsetzt wie wohl die meisten ihrer Landsleute. Die Hausarzt-Internistin lebt seit 22 Jahren in Deutschland, doch ist sie mit der Ukraine verwandtschaftlich und emotional weiterhin eng verbunden.
Ihre Tochter berichtete schon am ersten Kriegstag telefonisch von Bombardierungen im westlichen Landesteil, wo sie als Beamtin arbeitet. Stark hat sofort angeboten, die Enkelkinder vorläufig ins Saarland zu holen. Das 18-jährige Mädchen der Tochter hat in der Schule Deutsch gelernt, ihr 15-jähriger Bruder allerdings nur englisch. Im Moment wäre es für die beiden jedoch ein Problem, wegen der Überlastung an den Grenzen überhaupt auszureisen.
Stark hatte ihren deutschen Mann in der Ukraine kennengelernt. So zog sie mit ihm in den Westen. „Zunächst konnte ich auch kein Deutsch“, erinnert sie sich. Sie absolvierte Sprachkurse und wiederholte Teile ihrer Facharztausbildung, um die Anerkennung zu erlangen. Ihre Bilanz: „Das Leben war nicht immer einfach, aber wenn man es will, schafft man es auch.“ Die Übernahme einer eigenen Praxis in der saarländischen Hüttenstadt Dillingen sei für sie die richtige Entscheidung gewesen: „Ich liebe meine Arbeit und finde den Beruf sehr attraktiv“.
„Die Ukraine ist ein demokratisches, freies Land“
Trotz deutscher Staatsbürgerschaft habe sie aber auch die ukrainische Mentalität behalten. In der Sowjetunion geboren und studiert, habe sie zwar damals alle schriftlichen Arbeiten auf Russisch erledigen müssen, aber nie Probleme mit dem Nachbarvolk gehabt. In Deutschland kenne sie sogar mehr Ärzte aus Russland als aus der Ukraine. Es gebe keine Spannungen zwischen ihnen, da sie alle dem Regime in Moskau gegenüber kritisch eingestellt seien. „Die Ukraine ist ein demokratisches, freies Land“, unterstreicht Stark.
Von ihren Kolleginnen und Kollegen, die in der alten Heimat praktizieren, hat sie bisher noch keinen Wunsch nach Auswanderung gehört. Dieses Jahr war ein Treffen mit alten Studienfreunden geplant. Doch nun ist alles ungewiss und die Sorge um Verwandte und Bekannte steht im Vordergrund. „Falls Flüchtlinge kommen, helfe ich sehr gern“, sagt die Ärztin und kann gleichzeitig die Wehmut über das Schicksal ihrer alten Heimat nicht verbergen.