Verein „Armut und Gesundheit“
Streikende Lkw-Fahrer in Südhessen im Arztmobil betreut
Mitglieder des Vereins „Armut und Gesundheit“ haben Lastwagenfahrer medizinisch betreut, die auf einer Autobahn-Raststätte streiken. Der Vereinsgründer und Sozialmediziner Gerhard Trabert prangerte die Ausbeutung der Fahrer an.
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Der Sozialmediziner Professor Gerhard Trabert sitzt in seinem Arztmobil. Vor Ort hat er streikende Lkw-Fahrer an einer Autobahn-Raststätte in Südhessen versorgt.
© Peter Zschunke/dpa
Weiterstadt/Mainz. Das Arztmobil des Mainzer Vereins „Armut und Gesundheit in Deutschland“ hat die auf einer südhessischen Autobahn-Raststätte streikenden Lastwagenfahrer medizinisch betreut.
Es seien am Mittwoch etwa Fahrer mit Bandscheiben-Problemen, Bluthochdruck oder Zahnerkrankungen gekommen, berichtete der Sozialmediziner Professor Gerhard Trabert, Gründer des Vereins, nach der Aktion auf der Raststätte Gräfenhausen an der Autobahn 5 der Deutschen Presse-Agentur.
Dort protestieren seit Tagen osteuropäische und zentralasiatische Lastwagenfahrer, die von ihrem polnischen Auftraggeber ausstehenden Lohn fordern. Unterstützt werden sie vom Beratungsnetzwerk Faire Mobilität und Gewerkschaftern.
Trabert sagte, der Kontakt sei über die Linken-Bundesvorsitzende Janine Wissler zustande gekommen. An sie habe sich der DGB gewandt und berichtet, dass mehr und mehr medizinische Probleme bei den Fahrern aufgetaucht seien. Vor Ort seien vor allem Fahrer aus Usbekistan, Kasachstan oder Georgien, erzählte Trabert.
Im Arztmobil mit dabei sei ein für den Verein tätiger, aus Syrien geflüchteter Arzt gewesen, der Russisch spreche. Er habe sich mit den Fahrern unterhalten oder auch Packungsbeilagen von Medikamenten in kyrillischer Schrift lesen können.
„Katastrophale Arbeitsbedingungen“ für Lkw-Fahrer
Den Fahrern habe unentgeltlich mit Medikamenten oder Salben geholfen werden können, berichtete Trabert. Drei Fahrer mit Zahnproblemen seien zudem von Zahnärzten in der Medizinischen Ambulanz ohne Grenzen des Vereins in Mainz versorgt worden.
Es seien auch Socken, Mützen, Thermo-Unterwäsche, Säfte und Obst an Fahrer verteilt worden. „Es ging über das konkrete Helfen hinaus“, sagte Trabert. „Wir wollten auch Solidarität zeigen.“ Die Arbeitsbedingungen der Fahrer seien katastrophal, so etwas dürfe es nicht geben. Die Aktion sei daher auch eine Positionierung gegen solche Formen der Ausbeutung gewesen.
Der Sozialmediziner Trabert war bei der Wahl zum Bundespräsidenten im Februar 2022 als parteiloser Kandidat für die Linke angetreten. Er nutzte diese Kandidatur, um auf Armut und soziale Ungerechtigkeit in Deutschland aufmerksam zu machen. (dpa)