Analyse
Corona-Posts haben selten wissenschaftliche Quellen
Welche Quellen nutzen Verbraucher für Informationen rund um COVID-19 am stärksten? Deutsche Forscher haben das anhand von Posts ausgewertet.
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Wahr oder falsch? Zu Pandemiezeiten muss man ein besonderes Augenmerk auf vermeintliche wissenschaftliche Neuigkeiten legen.
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Heilbronn. Welchen Infoquellen trauen Verbaucher und Patienten in Pandemiesituationen am meisten? Mit dieser Frage setzten sich Wissenschaftler des GECKO Instituts für Medizin, Informatik und Ökonomie an der Hochschule Heilbronn (HHN) auseinander – im Zuge der Corona-Pandemie.
Sie analysierten von Februar bis April 2020 knapp 21,8 Millionen Posts zum Thema COVID-19. Dabei waren zwei Fragen laut HHN von besonderem Interesse – die Quelle der geteilten Informationen sowie deren zeitliche und räumliche Verbreitung in den europäischen Ländern. Denn: Die WHO warnte bereits am 2. Februar vor einer „Infodemie“ auf Twitter & Co.
Die Daten der Studie erfasste das Forscherteam mit einer Spezial-Software in Echtzeit. „Wichtig ist, dass ein Twitter-Post weitaus mehr Daten bereithält, als den reinen Text oder das angezeigte Bild“, so Martin Wiesner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Informatik.
„Neben Zeit- und Ortsinformationen sind auch die Quellen, also die verlinkten Inhalte auf externe Webseiten von Interesse. Sie lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen“, erklärt Richard Zowalla, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Maschinelles Lernen.
Social-Media toppt Nachrichten
Hierbei handele es sich beispielsweise um Verweise auf Zeitungen, öffentlich-rechtliche Nachrichten, andere Social-Media-Plattformen oder öffentliche Stellen wie das Robert Koch-Institut. Die Forschergruppe erstellte auf Basis der erfassten Herkunftdaten eine Rangliste.
Die laut der im „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlichten Ergebnisse (J Med Internet Res 2020/ 22(8):e19629; doi:10.2196/19629) am häufigsten geteilten Ressourcen stammten demnach von Social-Media-Plattformen (Ränge 1-7). Die am weitesten verbreitete Kategorie unter den Top 50 war „Mainstream- oder Lokalnachrichten“.
Für die Kategorie „Regierung und öffentliche Gesundheitspflege“ fanden sich unter den Top 50 nur zwei Informationskanäle: Die Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) der USA auf Platz 25 und die WHO auf Platz 27. Das erste Vorkommen eines weit verbreiteten wissenschaftlichen Fachmagazins war „Nature“ auf Rang 116.
Wissenschaft selten direkt geteilt
Interessant sei, so die Studienautoren, dass wissenschaftliche Originalquellen selten direkt geteilt würden. „Dies unterstreicht die Bedeutung von Medien bei der Vermittlung komplexer Sachverhalte in allgemeinverständlicher Sprache für die breite Öffentlichkeit“, verdeutlicht GECKO-Mitarbeiterin Monika Pobiruchin.
Als die drei Top-Adressen für Informationen zu COVID-19 aus Sicht des breiten Publikums machten die Wissenschaftler Twitter, Youtube und Instagram aus – Plattformen, auf denen auch Verschwörungstheoretiker gerne unterwegs sind.