Musik im OP
Das sind die Top-Hits für Chirurgen
Chirurgen lieben Musik bei der Arbeit, auch die Patienten profitieren von beruhigenden Klängen. Aber vor manchen Songs sollten sich die Ärzte besser hüten.
Veröffentlicht:CARDIFF/UK. Musik wird wohl schon so lange als adjuvante Therapie gehört, wie es sie gibt. Überliefert sind etwa Harfe spielende Priester im 6000 Jahre alten Codex Haburami, dem "Halleluja für die Heiler".
Inzwischen haben Ärzte ihren Patienten natürlich weit mehr zu bieten als Kräuter und Klänge, aber allein die Tatsache, dass ein Großteil der Chirurgen Musik mit in den OP bringt, lässt ahnen, dass sie auch heute noch auf einen günstigen Einfluss einer musikalischen Untermalung setzen.
Und sei es nur, um das Skalpell mit ruhiger Hand zu halten.
Doch auch für die Patienten mag es vorteilhaft sein, wenn sie unterstützt von entspannenden Melodien in das Reich der Träume befördert oder nach der Operation von sanften Klängen wieder ins Diesseits gerufen werden.
Nach Studiendaten sollen Werke mit 60 bis 80 Takten pro Minute, was in etwa dem Ruhepuls entspricht, als präanästhetisches Anxyolytikum wirksamer sein als Midazolam, berichten Chirurgen um Dr. David Bosanquet von der Uniklinik in Cardiff (BMJ 2014; 349).
Vom "Horror der Situation ablenken"
Was wirkt, hat in der Regel auch Nebenwirkungen, und das sollte für die Musik ebenso gelten wie für Medikamente.
Die britischen Chirurgen haben daher in der Weihnachtsausgabe des "British Medical Journal" eine Playlist für den OP zusammengestellt.
Sie soll einerseits Patienten vom "Horror ihrer Situation" ablenken, wie es der US-Chirurg und musiktherapeutische Pionier Evan Kane in den 1920er-Jahren formuliert hat, andererseits aber auch Schäden verhindern, wie sie leicht durch eine unüberlegte Musikauswahl entstehen.
Folgende Songs halten sie für geeignet:
- "Staying alive" (Bee Gees, 1977): Für die Patienten eine gute Empfehlung, wenngleich die Chirurgen John-Travolta-ähnliche Tänze dazu tunlichst vermeiden sollten. Das Lied hat zudem den Vorteil, dass es im Falle eines Herzstillstands als Metronom-Ersatz die korrekte kardiale Kompressionsrate vorgibt.
- "Smooth Operator" (Sade, 1984): Einfach ein perfekter Feel-Good-Song, ein Muss für jede OP-Playlist
- "Un-break My Heart" (Toni Braxton, 1996): Die ideale Aufmunterung für Herzchirurgen, lässt sich um das Versprechen "I'll Never Break Your Heart" (Backstreet Boys, 1995) ergänzen. Mitsummen verringert die Fehlerwahrscheinlichkeit.
- "Comfortably Numb" (Pink Floyd, 1980): Wirkt mit Zeilen wie "Du fühlst dich mies. Ich kann deine Schmerzen lindern und dich wieder auf die Beine bringen" prima bei Patienten, die darauf warten, bis ihr Spinal- oder Epidural-Anästhetikum endlich wirkt. Man sollte den Song jedoch nicht oft wiederholen: Der übrige Text verleitet zu gefährlichen Innenansichten.
- "Wake Me Up Before You Go-Go" (Wham, 1984): Darf im Aufwachraum nicht fehlen. Diesen bitte rückwärts, leicht gebeugt und fingerschnippend verlassen.
Wegen der Gefahr unerwünschter Wirkungen oder einer verzögerten Genesung absolut zu meiden:
- "Another One Bites the Dust" (Queen, 1980): Lässt böse Vorahnungen aufkommen, ebenso "Killer Queen" (1974), wenn eine Chirurgin das Kommando hat.
- "Everybody Hurts" (REM, 1992): Das ist dem Patienten im OP auch klar, daran muss man ihn nicht noch erinnern.
- "Knives out" (Radiohead, 2001): Gefährlich zusammen mit dem Video. Das spielt zwar in einem OP, die Szenen und der Text dürften den Horror der Patienten aber zu ungeahnten Höhen treiben. Zudem könnte sich die Melancholie des Songs bleiern über das Team legen - die Chirurgen machen sich dann während des Eingriffs mehr Gedanken um die Bedeutungslosigkeit ihrer Existenz als um das Wohl des Patienten.
- "Scar Tissue" (Red Hot Chilli Peppers, 1999): Trotz der tollen Riffs und Gitarrensolos - gerade plastische Chirurgen sollten darauf verzichten.
- "Hous of Pain" (Hip Hop Trio 1991-96): Dürfte für einen nachhaltigen Analgetika-Bedarf sorgen.