Der Weg zum gesunden Afrika ist noch weit
In Afrika ist ein Großteil der Bevölkerung von der medizinischen Versorgung ausgeschlossen - aus infrastrukturellen und monetären Gründen. Eine Studie spekuliert, wie sich der Kontinent - aufbauend auf Ansätzen einiger Länder - innerhalb einer Dekade wandeln könnte. Im Fokus stehen dabei Primärversorgung und Prävention.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Die Gesundheitsbedürfnisse auf dem afrikanischen Kontinent befinden sich im Wandel.
Noch immer bestimmen die Sicherstellung des Zugangs zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, der andauernde Kampf gegen ansteckende Krankheiten und die hohe Zahl vermeidbarer Todesfälle die gesundheitspolitische Agenda in vielen afrikanischen Staaten. Nichtsdestotrotz steigt die Inzidenz chronischer Krankheiten schnell an.
Letzteres stellt die Angehörigen der Gesundheitsberufe, politische Entscheider sowie Spendenorganisationen vor neue Herausforderungen. Davon gehen zumindest führende Gesundheitsexperten aus, die für den Arzneimittelhersteller Janssen Pharmaceutica die Studie "The future of healthcare in Africa" verfasst haben.
Mittelschicht bezahlt für bessere Medizinversorgung
Wie in China oder Indien verändern sich auch die Pharmamärkte in Afrika. Denn mit zunehmendem Wohlstand wächst auch die Nachfrage der städtischen Mittelschichten nach einer besseren medizinischen Versorgung, für die sie selbstverständlich aus eigener Tasche aufkommen.
Laut Untersuchung öffnet dieser Umstand die Tür für den privaten Gesundheitssektor, der in eine neue, bedeutendere Rolle hineinwächst.
Oft arbeiten die Privaten zusammen mit Spendenorganisationen, aber auch mit der jeweiligen Regierung, um anspruchsvollere Gesundheitseinrichtungen und den vermehrten Zugang zu Medizin zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen.
Da die breite Bevölkerung in den afrikanischen Ländern immer noch nicht für ihre medizinische Behandlung samt Medikamenten aufkommen kann, feilen die Regierungen an neuen Versorgungsmodellen.
Nach Ansicht der Studienautoren tun sie dies vor allem, da sie erkannt hätten, wie wichtig präventive wie auch kurative Angebote für die Bevölkerung sind. Dies führt in einigen Ländern dazu, dass die Healthcare-Infrastruktur zunehmend von der zentralen in die regionale oder lokale Verantwortung übergeben werde.
Ghana hat Müttersterblichkeit gesenkt
Als Beispiel für den Erfolg lokaler Verantwortung führt der Report Ghana an. Das westafrikanische Land habe die Müttersterblichkeit von 500 auf 100.000 Lebendgeburten im Jahr 2004 auf geschätzte 350 im Jahr 2008 senken können.
Ausschlaggebend hierfür sei gewesen, dass der Staat die Entbindungskosten übernommen habe. Die Bezahlung der Entbindung übernahmen lokale Stellen.
Dass der Wille des Staates entscheidend sei beim Aufbau eines umfassenden Gesundheitswesens, zeigt laut Untersuchung das Beispiel Äthiopien.
Der ostafrikanische Staat habe sich von einem Land, das zwei Jahrzehnte von Bürgerkrieg und Hungerkatastrophen gezeichnet war und in dem so gut wie keine Krankenhäuser vorhanden waren - die Mehrheit der Bevölkerung musste sich traditionellen Medizinmännern oder spirituellen Heilern anvertrauen - transformiert in ein Land, in dem mittlerweile 85 Prozent der Bevölkerung Zugang zur Primärversorgung hätten.
Hier habe das Gesundheitsministerium mit eiserner Hand den Aufbau der Healthcare-Infrastruktur vorangetrieben.
Große Reformanstrengungen sind notwendig
Um Afrika in Sachen Gesundheitsversorgung langfristig zukunftsfähig zu machen, bedarf es nach Ansicht der Studienautoren einiger Großreformen:
Fokusverschiebung von der Heilung zur Prävention und der Gesunderhaltung der Bevölkerung
Mehr Kontrolle für Kommunen über Healthcare-Ressourcen
Einsatz von Telemedizin
Strengere Kontrollen für Arzneien und Medizinprodukte und die Optimierung der Distribution
Reduzierung der Abhängigkeit von internationaler Hilfe und damit Stärkung lokaler Anbieter
Ausweitung einer universellen staatlichen Krankenversicherung für die Ärmsten Afrikas